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Autor: superspreader

Offener Brief an einen Infoladen

Posted on 2022/10/21 by superspreader

Bisher war dieser Brief zwar nicht sehr offen, aber er war immerhin als solcher versandt. Gegenstand ist die Absurdität, eine damals bereits 77 Ausgaben zählende Zeitung deshalb zu verbannen, weil einem 1 Artikel und 1 Meme darin nicht gefielen. Aber wer glaubt heute noch, von solchen Leuten die wirklichen Gründe ihrer Ablehnung zu erfahren?

 

Offener Brief an den Infoladen XXX

Zum Meme im Zündlumpen #77, Seite 18

[Beinhaltender Artikel auch hier]

Die Erklärung nicht verstandener – und insofern misslungener – Witze (und verstanden wurde dieses skandalträchtige Meme kaum) halte ich ja eigentlich für ein eher sinnloses Unterfangen – die beabsichtigte Wirkung stellt sich ja dann doch nicht ein, der Witzeffekt kann kaum künstlich durch Erklärung im Nachhinein hergestellt werden. Das weiss wohl jeder, dem schon einmal ein schlechter Witz erklärt wurde.

Besonders schwierig liegt die Sache dann auch noch, wenn der “Witz” gar nicht im klassischen Sinne lustig sein soll, sondern durchaus eher verstörende Wirkung beabsichtigt. Und da ihr ja den fraglichen Witz derart falsch interpretiert habt, dass ich ihn (und auch mich) gegen eure Deutung in Schutz nehmen muss, so werde ich ihn hier zur Ausnahme mal erklären, auch wenn ich nicht denke, dass ihr ihn dann lustig finden werdet – die wenigsten tun es im Übrigen, auch wenn dabei die Missverständnisse meist andere sind, die aufzuklären mir bisher zu blöde war. Ist er vielleicht vielen zu kindisch, oder können sie einfach nicht glauben, dass er so kindisch ist?

Der Vergleich, der dem Witz und Meme zu Grunde liegt (und den es – wohl erfolglos – verbildlichen sollte), ist der zwischen dem immer angekündigten exponentiellen Wachstum der Covid-19-Zahlen – “falls…” – und gewissen, meines Wissens relativ allgemein bekannten Schematisierungen der Sexualität als – exponentiell? – zunehmende Kurve, welche Spannung symbolisieren soll und dann natürlich einen Höhepunkt erreichend, ihr Ende in Entspannung findet. Zur – zugegebenermassen etwas missratenen – Verbildlichung wurde dabei – per duckduckgo-Suche – ein Bild einiger Pornodarsteller gesucht, bei dem die weiblichen Darstellerinnen gelangweilt auf die – natürlich eine exponentielle Kurve symbolisierende – (vollständige) Errektion des Pimmels warten, welche ja allzu oft Zentrum der vorherrschenden, phallischen Pornographie steht. Sowohl die Gelangweiltheit der Frauendarstellerinnen, als auch das halberregierte – was gegenüber dem phallisch-pornographischen Ideal natürlich immer das nicht-erfolgreich-erregierte – Glied ist, schienen mir bei dieser Photographie gegeben, zumindest genügend, um sie für meine Verhunzung zu benutzen (es war mir auch zu blöde, allzuviel Zeit damit zu verbringen, ja, ich hätte es sogar fast ganz weggelassen…). Dass das Bild dabei natürlich auch “Altemännerphantasie” und “reaktionäre Männlichkeit bzw. die klassische männliche Perspektive auf Sexualität” darstellt, ist offensichtlich, dass ihr glaubt, damit wäre mein Ideal dargestellt, verzeihe ich euch einmal, da ihr mich ja nicht kennt und scheinbar einfach wirklich glaubt, im Zündlumpen würde man sexuelle Gewalt gutheissen und folglich müssten auch pornographische Darstellungen unkritisch affirmativ gemeint sein et cetera…

Aber eben, meine Absicht – und ich hoffe, an dieser gemessen zu werden – war eigentlich Verballhornung, denn so wie die Pornographie ja die Bildschirmsucht steigert, tut es auch die exzessive Betrachtung angeblich exponentieller Kurven. Die gleichen Geräte werden so zu Quelle von Lust und Unlust und diesem komischen Aufgeilen an der Angstmache mit exponentiell steigenden Ansteckungen wenn nicht sogar Erkrankungen, welche – so meine Unterstellung – sich manch einer auch wünscht, Stichwort: Lust auf Apokalypse… und natürlich der ungehemmte Einzug ins gelobte Land der virtuellen Wunderwelt. Und so steigt wahrscheinlich auch, je erschrecklicher die Drohung exponentieller Erkrankungen, der Pornokonsum exponentiell an.

Das Zitat Spahns wurde dann relativ beliebig hinzugefügt, da ich es noch irgendwie verwerten wollte. Ob Spahn dabei der kopflose Mann in der Mitte ist, sei dahingestellt – ich selber habe mir dazu nichts überlegt. Aber so, wie die zwei Darstellerinnen enttäuscht auf die gelungen pornotaugliche Errektion zu warten scheinen, so scheinen etliche die endliche Explosion der Coronazahlen doch zu ersehnen und bleiben dabei enttäuscht. Wobei sie sich diese Sehnsucht nicht eingestehen dürften, geschweige denn äussern… die Propaganda funktioniert ja psychologisch immer doppeldeutig, und so, wie die klassisch stürmerische Hetze von z.B. pi-news auf einer uneingestandenen Faszination für z.B. den Lust- oder Ehrenmord basiert, den man auf andere projeziert, so scheint es mir eben auch hier zu sein – wenn auch irgendwie lächerlicher, so ist doch das Mitschwingen der Sehnsucht nach einer richtigen Hollywood-Zombiekatastrophe mit präsent.

Ihr mögt das fragliche Meme, eben so wie meine Erklärungen dazu für Ergüsse einer kranken Psyche halten. Auch ich sehe diese Produktion bestimmt nicht als meine beste an, eher als misslungen, geschmacklos ja sowieso, und habe zu der psychischen Konstitution welche mich diese veröffentlichen liess durchaus eine gewisse Distanz, auch wenn ich nach wie vor finde, dass Selbstzensur langweilig ist – und der Superspreader so etwas nicht betreiben sollte… ohnehin schreibe ich aus ganz anderen Gründen als Beifall.

Auf jeden Fall aber wollte ich mich damit über eine – möglicherweise eingebildete oder meiner verdrehten Psyche entstammende – Parallele zwischen Porno und Corona-Panikmache lustig machen; und eigentlich beides der Lächerlichkeit preisgeben. Wie eure Interpretation genau zustande kommt, bleibt mir zwar ein Rätsel, “Überinterpretieren”? Es sollte euch zumindest Grund zum Nachdenken geben, ob ihr nicht auch bezüglich Fickt euren Konsens sowie dem Zündlumpen generell etwas voreilig geurteilt habt. Und ausserdem wäre es ja an euch, diesen Artikel zu kritisieren und widerlegen, dazu böte ja – meines Wissens – auch der Zündlumpen Platz. Das “Nichtauflegen” scheint mir dabei bequem, wenn nicht gar anders motiviert als angegeben. Wenn es aber tatsächlich so motiviert sein sollte, wie ihr es angebt, so glaube ich zumindest die Behauptungen bezüglich meines Memes widerlegt zu haben.

Im Übrigen finde ich Memes bescheuert und wollte auch, als weiterer Aspekt, mich über die Form des Memes lustig machen, indem ich die Form auf die Spitze treibe und verhunze…

Mit allerliebsten Grüssen, bleibt krank!

Euer DJ Superspreader

PS: Es scheint mir hier wohl genügend ausgeführt, dass “das Bild (…) in #77” nicht – wie ihr das behauptet – “das Orgiastische illustrieren soll, wie ihr es euch wünscht”, zumindest was mich angeht. Zwar nur ungenügend entsprechend, dieses aber symbolisieren sollend, wäre mein Ideal der Orgie eher auf den Bildern auf S. 19 & 20 des ZL#77 zu suchen, auch wenn ich Ideale dumm finde. Dass die Orgie notwendigerweise sexuell sei, ist dabei wohl letztlich vor allem eure eigene Phantasie. Abgesehen davon wünsche ich allen, die es wollen, sowohl alten Männern als auch Frauen als auch Hermaphroditen sowie sonstwiewas, auch irgendeines anderen Alters, die Möglichkeit der Erfüllung ihrer Lüste auf eine Art, welche die Lust anderer steigert und nicht zerstört. Mich damit zu langweilen, die Phantasien anderer zu bewerten, wie ihr es auch zu tun scheint, überlasse ich Moralisten und Pfaffen, bei denen ihr euch vielleicht sogar einreiht… und somit, als kleiner Disclaimer Post Scriptum: diese Klarstellung ist nicht dazu gemacht, euch in eurer Haltung zu bestärken, eventuell von euren abweichende Sexualphantasien (aka. phallische Altemännerphantasie) einfach zu zensieren oder zu verdammen. Sonst endet man doch bei demselben, was die patriarchalisch-christliche Gesellschaft seit eh und je mit dem “perversen”, “unnatürlichen”, schwulen, dreckigen, fetischistischen, “warmen”, sodomistischen etc. macht… einer blossen Umkehrung der Machtverhältnisse nämlich. Prosit!

Zur Frage der Verschwörungstheorien. Mailverkehr mit der Kanaille

Posted on 2022/10/21 - 2022/12/04 by superspreader

Eine bisher unpublizierter Mailverkehr mit der Kanaille von Ende 2020, der doch nach wie vor von Interesse sein dürfte. Vielleicht ist “polemisch” dafür zu deftig ausgedrückt, zumindest scheint mir aber der Unterschied nach wie vor vorhanden. Die Nichtpublikation liegt übrigens daran, dass von der Kanaille keine Antwort mehr kam, auch kein Vorschlag welches “anarchistisches Milieu Blatt” denn dafür dienen sollte. Und statt einer Publikation der Diskussion wurde dann immerhin in der nächsten Kanaille ein Text mit dem zwar blödsinnigen Titel “Contra Corona” veröffentlicht, der aber immerhin Akteure benennt und ziemlich klar Position ergreift… dabei versuchte die Kanaille natürlich in kein Fettnäpfchen zu treten und klar zu machen, dass man nicht von “Verschwörung” rede, etc. Obwohl man das natürlich eigentlich auch nicht besser weiss, als alle anderen. Aber naja, darüber kann man sich lange langweilen, sich in Meinungsgefasel verlieren und die Diskussion dürfte ja mittlerweile ohnehin schon weiter gekommen sein.

Zumindest hier zur Dokumentation der Mailverkehr, denn seit wir ein eigenes Studio haben, wollen wir euch auch unsere abseitigeren Leftovers nicht verheimlichen. Und inhaltlich scheint ja der Standpunkt des Superspreaders durchaus noch auf der Höhe der Zeit zu sein.


 

Mail vom 24. September 2020 an die Kanaille:

»Hallo ihr Kanaillen,

Ich habe einen Kommentar zum Artikel „Verschwörung der Allmächtigen“ verfasst (im Anhang). Ich bitte euch, diesen as is in der nächsten Ausgabe abzudrucken und bin natürlich gespannt auf eine eventuelle Antwort. Falls ihr den Artikel nicht abdrucken wollt, informiert mich doch diesbezüglich bitte bald. Natürlich würde es mich auch, falls dem so wäre, interessieren wieso, und was ihr ansonsten damit zu tun gedenkt. Ebenso könnt ihr doch gerne schreiben, falls ihr ihn auf jeden Fall reintut.

Grüsse

(…)

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Sind denn solche einfachen Antworten besser?

Kommentar zum Artikel Verschwörung der Allmächtigen in Kanaille #4

„Die Macht ist nicht eine Institution, ist nicht eine Struktur, ist nicht eine Mächtigkeit einiger Mächtiger. Die Macht ist der Name, den man einer komplexen strategischen Situation in einer Gesellschaft gibt.“ Das behauptete zumindest der berühmte postmoderne Philosoph Michel Foucault und anscheinend auch die Kanaille. Es ist unklar, was Foucault einst damit ausdrücken wollte: wahrscheinlich aber hatte seine eigene Verstrickung innerhalb der Machtstruktur bzw. Institution der Universität etwas damit zu tun. Und diese Denkweise führte ihn rasch dazu, sich mit der Macht in Form „der Mächtigkeit einiger Mächtiger“ im Grunde genommen abzufinden.

Was aber will uns die Kanaille vermitteln, wenn in ihrem „Beitrag für eine anti-autoritäre Diskussion in Zeiten der Covid-19 Pandemie“ die Lokalisierung persönlicher und institutioneller Verantwortlichkeiten scheinbar komplett verworfen, zumindest problematisiert oder relativiert wird. Hat denn die Kanaille eine bessere Theorie über „Bill Gates & Co.“, als all die angeblichen und wirklichen „Verschwörungstheoretiker“? Und was macht denn die Kanaille anderes, als die Kritik an „Bill Gates & Co.“ den „Faschist*innen und Rechtspopulist*innen“ zu überlassen?

Es ist Schade, dass die Kanaille in ihrem Beitrag für eine antiautoritäre Diskussion andere Beiträge zu eben dieser Diskussion komplett ignoriert. So etwa die vielen Beiträge zu dieser Diskussion im Zündlumpen und der ausführliche Beitrag über Verschwörungstheorien in der In der Tat. Ebenso fällt sie im Niveau weit hinter den Artikel in der Revolte zum gleichen Thema zurück. Stattdessen widerholt man die linken Gemeinplätze (jawohl, das sind sie), welche meiner Meinung nach schon längst als zu kurzsichtig widerlegt wurden. Aber jaja, hier zumindest ein paar Kommentare zur Diskussion und dem Artikel.

Ersteinmal zur Grundstruktur, welche im Text hervorscheint. Das Problem, dass man bei aktuellen Bewegungen, wie z.B. den Hygienedemos u.Ä. sieht, wird an einer falschen Welterklärung festgemacht. Das ist, so meine These, die typisch links-bildungsbürgerliche Vorstellung und Kritik, welche das erste Hindernis ist, um vom politischen auf das soziale Feld zu gelangen. Ausserdem ist diese Kritik einfach derzeit falsch, da sich das linke akademische und eher marxelnde Bildungsbürgertum eben gerade, auch wenn es plump ist, geirrt hat (oder selber einfach komplett im Autoritarismus versunken ist). Es ist durchaus so, dass die WHO seit etlichen Jahren von Pharmakonzernen bestimmt wird. Das wusste ja eben dieses Bildungsbürgertum lustigerweise auch einmal, zumindest der Arte-Konsument dürfte über den Sachverhalt während des Schweinegrippeskandals im Nachhinein aufgeklärt worden sein. Aber daran erinnert sich ja jetzt scheinbar keiner. Oder er schliesst sich eben dem demokratischen Widerstand an, der ja eben gerade auch diese Bevölkerungsschicht repräsentiert.

Zumindest ist die Zusammenstellung von Gemeinplätzen, welche der Kanaille-Artikel beinhaltet, eben gerade eine konfuse Mischung. Wenn, und dass ich mir hier die Mühe mache, das aufzuzeichnen, ist weil es symptomatisch und kein Einzelfall ist. Wenn einerseit angemerkt wird, das „Verschwörungstheorie zu einem Kampfbegriff wurde“, weil man ja weiss, dass man selber nicht davor gefeit ist, als Verschwörungstheoretiker bezeichnet zu werden – sich aber andererseits damit bequemt, keinerlei Theorie oder Aussage oder Journalismus über „Bill Gates & Co.“ genauer unter die Lupe zu nehmen und zu kritisieren (z.B. die von Ken Jebsen, als prominentestes Beispiel), sondern selber nur die Gemeinplätze, welche „Verschwörungstheorie“ zu einem so praktischen Kampfbegriff in der Neutralisierung jeder offenen Diskussion machen, widerholt… jaja, wo ist man denn da angekommen? Nirgends. Und jeder „Verschwörungstheoretiker“ oder Verschwörungstheoretiker wird zu recht die Zeitung belustigt weglegen und sich denken „Jaja, da habe ich jetzt aber auch nichts neues erfahren… die kennen halt schlicht diese Tatsachen nicht…“ Wenn nur schon ich mich das als Gefährte frage, was das soll, wie sollen dann Personen, welche sich bisher nicht mit einer kritischen, verallgemeinernden Analyse des Bestehenden auseinandergesetzt haben, aber mit den verschiedenen Akteuren welche in dieser ganzen Geschichte auftauchen schon… wie sollen die noch etwas verstehen, wenn man eine solche Kritik anbringt, ohne zu versuchen, die allgemeinere Analyse und die Fakten in Relation zu setzen. Oder gewisse naheliegende Spekulationen und Fakten einfach einmal als indiskutabel abkanzelt. Denn:

Was ist denn genau das Problem mit der Theorie, dass „Bill Gates & Co.“, als Teil einer globalen und globalistischen Elite (die natürlich nicht homogen ist, aber wer behauptet das überhaupt?) welche seit Jahren von World Governance redet und sich die WHO in ein Werkzeug in diesem Game umgewandelt hat (idealerweise bewaffnet), dass dieser Bill Gates und seine Company seit Jahren ziemlich viel Einfluss haben, bzw. die WHO im Zweifel des Falles auch aushebeln könnten, was uninteressant ist, da die WHO ja auch ansonsten von Pharma etc. abhängig ist und folglich eben ein Tool der Pharma ist. Das Problem ist natürlich, dass dieser Tatsachenverhalt (oder ist es etwa keiner?) auch von etwaigen Nationalisten kritisiert wird, die eben gegen diese globalistische Fraktion des Kapitals sind…

Aber ja, wer das bis jetzt nicht mehr oder weniger verstanden hat, also die Realität dieser Institution, der will es wahrscheinlich nicht verstehen – er wird zumindest einfach ein bisschen zu einem Anhängsel eines bestimmten, anderen Flügels des Kapitals. Vor allem, wenn dieser Flügel gerade einen so umfassenden Event inszeniert hat, wie beim CAPS-Viru… ähem… Coronavirus… jaja, weil Event201 hat man ja nicht beachtet. Da ist ja alles schön so geplant worden, wie es jetzt umgesetzt wird. Das ist nunmal einfach so. Man kann sich doch die Website dieses Events anschauen, und das Gefühl geht nicht weg. Und dann glaubt man halt: „ich spinn! das kanns doch nicht sein…“

Aber jaja, haben denn die Macher der Kanaille sich sowas überhaupt betrachtet? Es scheint eben nicht. Weil ansonsten wäre es klar, dass man selber auch nicht klüger ist als andere. Dass man letztlich nicht weiss, was (und wie viel davon) die Mächtigen wie genau geplant haben, was sie genau hinter den Kulissen (und ebenso wer genau mit wem) treiben. Dass man nicht weiss, wie die Teilnehmenden so ein Event201 verstehen, was genau Simulation und Realität unterscheidet, wer welche Übersicht hat oder nicht weiss, was er tut, und wer wie viel beabsichtigt oder wie spontan was war. Aber was sie vor den Kulissen treiben, das ist schon eher krass. Da ist es schwierig, nicht ins Spekulieren zu kommen. Dumm nur, dass das so ist. Und die binsenweise Abstraktion, dass das Machthaben letztlich ein gesellschaftliches Verhältnis widerspiegle, was hat es mit der Sache zu tun? Ist denn Staat, Lobbyismus und Verantwortung nur ein Schein? Jaja, alles ist determiniert, und so. War das nicht genau die Logik, welche gewisse Marxisten dazu führte, die Existenz des Holocausts zu leugnen, weil dieser ökonomisch-historisch-materialistisch einfach keinen direkten Sinn ergeben habe? Aber ja doch, das ist genau diese Logik. Genauso wie die jahrelange Vorbereitung und Propaganda dafür, dass a) ein sehr schlimmes Virus bevorstünde und b) zur Rettung davor die ganze Gesellschaft runtergefahren und alle eingesperrt werden müssten, geleugnet werden könnte. Es gibt ja gar keine Macht. Die Mächtigen sind ja ebenso machtlos… wie ich armer Schlucker? Eben nicht. Und wenn die Kanaille sich nicht vorstellen kann, dass es Leute gibt, welche Macht haben, so liegt das vielleicht daran, dass wir selber nie Macht hatten? Das wir, die Kanaille, ohnmächtige Zuschauer sind… und das in unserer Ohnmacht das Wissen über Verantwortlichkeit und effektive Mächtigkeit, die Erkenntnis, das andere Menschen Macht haben, wirkliche Macht, durch unsere Ohnmacht und Akzeptanz… all das könnte doch zur Revolte anstacheln.

Und natürlich, das absteigende Kleinbürgertum, dass seine eigene Ohnmacht fühlt, es ist unsymphatisch und potentiell faschistisch. Und der Faschismus wird sich weiter verbreiten, wenn nicht eine ernstzunehmende revolutionäre Perspektive in den Raum gestellt wird. Aber wer tut denn das? Alles wird schön gekonnt in die Kanäle von links und rechts geleitet. Die verschiedenen Blasen gekonnt verwaltet, Vorurteile gegeneinander geschürt… während doch der Verschwörungstheoretiker und der wertkritische Superkluge eben nur ihre Ohnmacht aufzeigen.

„Von all diesen Fällen sprechen die meisten Verschwörungstheorien nicht und wiederholen die gleichen alten Namen von Rothschild und Co., ohne einen Blick auf die Strukturen und aktuellen Bosse der Banken, Regierungen, Konzerne und Unternehmen zu werfen“, ist so die weitere These ohne Belege, während doch gerade viele von Bill Gates, WHO, Event201, RKI, verschiedenen Pharmaunternehmen, u.Ä. reden. Und ja, natürlich ist jegliche Kritik, welche nur diese Dinge kritisiert, beschränkt. Und natürlich gilt es zu verhindern, dass der aktuelle Unmut in die Bahn einer antiglobalistischen Agenda eingegliedert wird. Aber: nicht zu verstehen, was gerade passiert ist und immer noch passiert, ist die Tendenz, wenn nicht verstanden wird, wieviel Macht gewisse Leute effektiv haben – dass es Mächtige gibt!

Und natürlich ist es wahr, dass jene, welche die Herrschaft durch lockdown das erste mal spüren, eben jetzt auf „Bill Gates & Co.“ komplett hängenbleiben. Ist ja auch so, dass vom lockdown eben etliche Existenzen zerstört wurden und werden. Ob man dabei mit den Kleinbürgern Mitleid haben will, wenn sie von den Superreichen zerquetscht werden, oder ob man hart ökonomisch und rationalisiert die Polarisierung der Klassen ohnehin schon prognostisziert hat, ist letztlich lächerlich egal. Aber eben nicht in der heutigen Denkweise. Die ist nämlich Grossteils identitär. Deshalb die Abgrenzung zu Verschwörungstheoretikern, als ob es nicht klar wäre, dass die Kanaille jegliche Macht ablehnt und nicht nur eine Fraktion des Kapitals. Auch wenn sich die Kanaille gewissermassen auch selbst ins Fleisch schneidet, denn ist nicht auch jeder spezifische Kampf (z.B. gegen Amazon) eine Personifizierung von einem Machtverhältnis? Und wieso nicht ein spezifischer Kampf gegen die Pharmaindustrie? Die WHO? Das Robert-Koch-Institut? Oder besser: die spezifischen Verantwortlichen des gegenwärtigen Angriffs von oben, welche lokalisiert werden könnten… Uiuiui… das würde aber den Linken nicht gefallen. Und da würde vielleicht plötzlich noch verwirrte Verschwörungstheoretiker mitmachen… das ist alles heisses Eisen, daran wollen wir uns nicht die Finger verbrennen… ich höre es schon schreien. Anstatt also ein eigenes Kampffeld zu eröffnen, und jene, welche ihren Hass auf die neueste Aktion der Herrschenden nicht demokratisch domestizieren lassen wollen, und ebensowenig einfach mit anderen Autoritäten liebäugeln, zum Mit- und Zusammentun zu veranlassen… scheut man sich wahrscheinlich davor, überhaupt darüber nachzudenken. Kontamination und kastriertes Denken…

Es ist jetzt nicht unbedingt mein Vorschlag, so einen spezifischen Kampf anzugehen. Auch wenn der Gedanke vielleicht einige Aufmerksamkeit verdient. Wenn in den Analysen der Bewegung der Gelbwesten aufgezeigt wurde, dass der Angriff auf Eigentum den Bezug der Faschisten auf Bewegungen erschwert hat, so könnte das vielleicht gar nicht so uninteressant sein. Auch wenn mir die aktuelle Demonstrations-Bewegung uninteressant scheint und ich mein Augenmerk lieber auf Formen der Revolte wie in Stuttgart richte. Der Angriff auf die Gefängnisgesellschaft, welche jetzt durch die Intervention des lockdowns formalisiert wurde.

Aber um zur Anfangsfrage zurückzukehren: der klassisch linke Zugang zu Leuten, diese Politisieren zu wollen (ihre Gehirne mit richtigeren (unseren) Theorien vollzustopfen) ist eben ein falscher. Das Bewusstsein, welches sich in der Revolte entwickelt, ist ein anderes, und die Relevanz dieses Geschwafels über Verschwörungstheorien verblasst, wenn praktisch die Entscheidung hingestellt wird, ob die Leute bloss eine spezifische Wucherung und Korruption der Macht ablehnen – was auf die politische Ebene führt, Autoritarismus reproduziert –, oder die Totalität dieses Gefängnisses – was zur sozialen Meuterei führt. Ebenso stellen sich in dieser Perspektive auch die Details der Verschwörungen und öffentlich geplanten Angriffe der Mächtigen in der richtigen Dimension dar. Deshalb ist das, was in den „Verschwörungstheorien“ tatsächlich angegriffen werden sollte, das (staats- wie reichs-)bürgerliche Bewusstsein, bzw. die bürgerliche Interpretation von Tatsachen. Ebenso kritisiert werden muss aber die „kosmopolitische“, linke Interpretation der Tatsachen, die in Bezug auf die ganze Coronageschichte zudem viel öfter schlicht faktisch falsch ist, als das derzeit die Verschwörungstheorien sind (und fraglos Autoritarismus repräsentiert)… Aber der Streit über Fakten ist einer der die Leute nicht trennen kann, wenn der Fakt, den man wirklich am Schaffen ist, die soziale Meuterei der Insassen dieser Gesellschaft ist.

Aber leider ist es so, dass etliche Anarchisten sich auch damit diskreditiert haben, nicht nur den Mythos der angeblichen Gefährlichkeit dieser Grippe zu wiederholen (was eigentlich schon von Anfang an eher peinlich war), diese unkritisch als „Pandemie“ zu bezeichnen (dabei die willkürliche Neudefinition der WHO von 2009 übernehmend), sondern ebenso damit, teils prostaatliche Positionen vertreten zu haben, oder eine Selbstverwaltung (wenn überhaupt) der eigenen Einsperrung/Quarantäne. Ebenso das Lächerlichmachen der Angst vor strukturellem oder unmittelbarem Impfzwang. Ebenso die Propaganda getrieben zu haben, bei Bill Gates handle es sich um einen Philantrophen und bei der WHO, RKI und Drosten um vertrauenswürdige Institutionen und Personen (als könnte es für Anarchisten überhaupt vertrauenswürdige Institutionen geben) – denen man dann gefälligst auch vertrauen solle! Was das viel grössere Problem ist, ist also, dass Anarchisten bei der Mobilmachung zur Masseneinsperrung mit dabei waren! Und das ist es, was wirklich „eine anti-autoritäre Kritik an den herrschenden Verhältnissen negier[t]“, während diese Kritik vielen anderen schlicht und einfach gar nicht bekannt ist (und wieso auch, wenn von deren angeblichen Verfechtern nicht mal gegen die härtesten Exzesse, Lügen und Schweinereien des Autoritarismus opponiert wird?). All das sollte mal reflektiert werden, und die nötigen Schlüsse und Brüche gezogen werden… und dann, wenn man das Brett vor dem eigenen Kopf endlich abmontiert hat, könnte man auch überzeugender Andere belehren. Aber so wird man – leider zurecht – nicht ernstgenommen werden.

Für ein Ende mit der radikalen Linken. Verlasst den Kadaver wo ihr ihn trefft. Für ein Anfang mit einer anarchistischen Evolution und Revolution – Aufstand!

Superspreader«

 

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Antwort der Kanaille vom 25. November 2020:

»Hey (…) Superspreader,

wir werden deinen text wahrscheinlich nicht in die nächste ausgabe nehmen, hier aber eine antwort an dich:

Ich muss mich ehrlich fragen, ob du den Text gelesen hast. Denn die zitierten Zeilen sind so aus dem Zusammenhang gerissen und anschließend deiner ideologischen Herangehensweise angepasst, dass dies einem AK-Journalisten sehr nahe kommt. Oder handelt es sich bei dem Antwort-Text um einen ideologischen Reflex? Nochmal als Hinweis, was in dem von dir kritisierten Text steht: „Wie in jeder Ideologie gibt es auch hier die absolute Idee oder das vollkommene Bild, und von dieser aus wird die Realität (in Form des Absoluten) erklärt.“ Aber jaja, dennoch antworte ich dir hier, mit der Interesse an einer Debatte. Diese Diskussion sehe ich eher und von größerer Interesse in einem „anarchistischen-milieu“ Blatt, statt in der Kanaille.

Im Text  in der Kanaille Nr. 4. ging es um die Logik hinter Verschwörungstheorien und ihr Ausdruck auf der Straße. Zum coronavirus gab es einen Text in der Nr. 3, wie auch in der Nr. 4. hättest du bloß eine Zeitungsseite weiter geblättert… jaja…

Macht ist aus meiner Überlegung her nicht personifiziert – nirgendwo steht im Text, dass Macht nicht institutionell oder strukturell ist! Wäre die Macht personifiziert, würde der Kapitalismus mit dem Tod der jetzigen Kapitalisten enden. Dies ist nicht der Fall. War die Macht bei einer Monarchie – und noch stärker bei einer absolutistischen Monarchie – zentralisiert, dann endete die monarchische Dynastie oder auch die gesamte Monarchie mit dem Tod. Siehe bspw. Tod von Ceasar oder französische Revolution… Diesbezüglich ist für uns als Anarchisten und Anarchistinnen gerade die Diskussion unter alten Gefährten am Ende des 19. Jhd und Anfang des 20. Jhd interessant (Propaganda der Tat,…). Da du Macht personifizierst, verstehe ich, dass du nicht den Unterschied erkennst, ob es sich um einen spezifischen Kampf gegen z.B. Amazon handelt, oder Jeff Bezos.

Also was die Macht Analyse von Foucault mit dem Text in der Kanaille zu tun hat, bleibt als dein rhetorischer Versuch oder „Name-dropp…“ ups… -bashing“ eine weitere Schwäche von deinem Text.
Deine Antwort hinkt auch an der Undifferenziertheit zwischen Verschwörung von Akteuren und Verschwörungstheorien. Denn der Text nimmt gerade Bezug auf die Verschwörung von Politkern, Finanzakteuren,.… Verschwörungstheorien bzw. -Glauben basieren jedoch größtenteils auf dem „Geheimen“. Gerade diese Geheimhaltung suggeriert den Mächtigen eine Allmacht(!). Die Intention des Textes „Die Verschwörung der Allmächtigen?“ in einer Agitations- und Straßenzeitung wie der Kanaille, ist es diese Allmacht zu zerstören und somit die Ohnmacht umzuwandeln. Dies passiert auf der Straße, woraus auch die Erfahrungen (vielleicht Berlin spezifisch) für diesen Text resultierten. Daher reicht (d)ein Studium am PC nicht…V.a nicht für absolute Aussagen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja „allmächtige Anarchist*innen“? Denn wie ich dich verstehe hälst du dich von den Corona-Demos fern, aber du scheinst zu wissen was da abgeht. Internet sei Dank, wa?

Der Superspreader schreibt: „Das Problem, dass man bei aktuellen Bewegungen, wie z.B. den Hygienedemos u.Ä. sieht, wird an einer falschen Welterklärung festgemacht.“ Erstens redet der Text „Die Verschwörung der Allmächtigen?“ nicht von einer homogenen Bewegung. Zweitens, müsste es Welterklärungen heißen und da gibt es sicherlich welche die ich als autoritär und/oder ideologisch ablehne – und denen entgegenwirken möchte.

Die Abkehr und Negierung von Verschwörungstheorien stellt eben gerade den Klassenkampf (oder nenn ihn sozialen Krieg), soziale Konflikte in den Mittelpunkt und stellt die Fragen auf einem sozialen Terrain und nicht auf dem politischen Schachbrett. Denn auch wenn du vehement versucht einen Bruch mit der Linken verbal zu untermauern, verbleibt dein Text auf dem politischen Feld. Und als radikale (politische) Opposition verleibst du innerhalb der radikalen Linken. Du erkennst nicht, dass Verschwörungstheorien elitär sind, von Avantgarde, wenn auch indirekt sprechen, und der Rest als Statisten verbleiben. Du erkennst in den Theorien selber eine gesellschaftliche Basis, ist sie jedoch zu tiefst politisch – und dazu passiv und lähmend. Der Vorschlag der Kanaille ist es gerade das Politische zu verlassen und die Trennung zwischen Autoritären und Anti-Autoritären in der Praxis zu ziehen. Wie du hoffentlich selber gemerkt hast, erzählen die Corona-Verschwörungstheorien nichts Neues. Von, dass dem Einfluss der Pharama-Industrie, über das Gesundheitssystem auf dem freien Markt…
Aber wo wird im Text was anderes behauptet? Weiter lässt dein Text, gerade zu Ende hin, vieles offen, und wird pathetisch und polemisch. Und er phantasiert ein Problem, dass „Anarchisten bei der Mobilmachung zur Masseneinsperrung mit dabei waren!“. Das wäre sicherlich ein Problem, jedoch lässt sich dies für m.E. in der Realität nicht bestätigen. Ach stimmt, du befasst dich ja mehr mit dem Internet, was da zu lesen ist.

Aber gerade deine Antwort – das ist auch der Grund für meine längere Antwort – zeigt auf, wie eine anarchistische Kritik durch den Verschwörungsglauben, abgestumpft wird. Um den Text zu zitieren:„Verschwörungstheorien demgegenüber verschleiern und leugnen jegliche soziale Spannung, die sich aus gegensätzlichen Interessen (auch innerhalb der herrschenden Klassen), Klassenkonflikten, usw. Ergeben.“

Ja sicherlich sind die bürgerlichen Elemente in Verschwörungstheorien ein Problem, jedoch sind sie selber zu tiefst bürgerlich und resultieren daraus. Ich nehme ein anderes Beispiel: Die Verschwörungstheorien über den 9/11 basieren auf dem Glauben der u.s. Bürger, dass der amerikanische Staat unverwundbar ist, dass es unvorstellbar ist, dass er von außen angriffen werden kann, also muss es ein „Inside Job“ sein.

Es bleibt auch deine fragwürdige Hypothese, wenn du schreibst: „Das Bewusstsein, welches sich in der Revolte entwickelt, ist ein anderes, und die Relevanz dieses Geschwafels über Verschwörungstheorien verblasst […]“. Einen materialistischen Determinismus, ehm…, das marxeln musst du wahrscheinlich erst über dich selber reflektieren und hinterfragen.«

 


 

Replik vom 6. Dezember 2020:

»Hallo ihr Kanaillen,

Etwas ausgeufert, aber vielleicht kann es ja diese Diskussion weiterbringen. Auch wenn ich das Gefühl habe, die Ebene noch nicht ganz erreicht zu haben, wo der eigentliche Unterschied begraben liegt (der wahrscheinlich eher klein ist). Aber vielleicht finden wir sie ja.

Was meint ihr mit „„anarchistischen-milieu“ Blatt“? Hättet ihr einen Vorschlag? Ich fände zwar die Kanaille schon cooler, aber dass der ganze Verkehr zu weit geht, verstehe ich. Kann mich halt nicht zurückhalten zu antworten…

Gruss und Kuss (-;

——————————————

Meine Kritik basiert zugegebenermassen auf einer eher böswilligen oder zumindest abgeneigten Interpretation eures Textes „Eine Verschwörung der Allmächtigen“. Aber dies, weil der Text eben am eigenen Anspruch scheitert (so meine Behauptung). Ich will persönlich gar nicht die Intention eures Textes verneinen (ich glaube sogar sie zu teilen). Aber er scheitert eben meiner Meinung nach daran, Aufklärung zu schaffen. Denn „Verschwörungstheoretiker“ wird nach wie vor schwamming formuliert und Tatsachenfragen mit Identitäten vermischt.

Das kommt ja auch in eurer Antworts-Argumentation zum tragen:

“Die Verschwörungstheorien über den 9/11 basieren auf dem Glauben der u.s. Bürger, dass der amerikanische Staat unverwundbar ist…”

Aha? Natürlich bin ich nicht blöd und sage, dass es keine Verschwörungstheorien gäbe, welche eine solche staatsbürgerliche

Grundlage und Motivation hätten. Aber ebenso richtig (bzw. blödsinnig?) wäre die Aussage:

“Der glaube an die offizielle amerikanische Verschwörungstheorie über 9/11 basiert auf dem Glauben an den Staat und den Welthandel und Kriegshetze und und und.”

Oder etwa nicht???

Letztlich wäre also die logische Schlussfolgerung, das wir eine weitere Theorie erfinden müssten, die anarchistisch wäre.

Dumm nur, dass trotz allem letztlich eine der Theorien (z.B. geheimdienstlicher false flag vs. al kaida) richtig sein muss (oder etwa nicht?). Und das obwohl sie alle kontaminiert sind (einmal mit einer staatlichen Kriegsbegründung etc. und einmal mit den altright Leuten u.Ä. Schwer zu sagen was widerlicher ist).

Persönlich glaube ich, dass der Streit über die Richtigkeit einer Theorie in solchen Fällen, wo nicht ein reales Interesse an der Sache vorliegt, auf ein politisches führen muss. Denn: es führt auf eine spektakuläre Diskussion wo jeder Glaube an einen Sachverhalt für eine Partei instrumentalisiert ist. Und zwar auch der Glaube (und dessen für weniger absurd Erklärung) an die jeweils unspekulative (oder auch mal spekulative) offizielle Version.

Aber natürlich. Letztlich ist das alles noch das Problem, das Verschwörungstheorie eben nach wie vor der falsche Begriff ist. Natürlich ist der Glaube an die jüdische Weltregierung, oder die der Illuminaten, oder die der Reptiloiden etc. nichts worüber ich hier ernsthaft diskutieren will. Da treffen ja auch einige eurer Analysen zu, was die Charakterisierung der psychischen Dynamik betrifft. Wenn ihr aber mit eurem Text ausschliesslich solche Weltverschwörungstheorien kritisieren wolltet, dann habt ihr euch eben einfach nicht klar genug ausgedrückt.

Weil ihr eben gleichzeitig unterstellt, dass z.B. eine „alleinige Macht über die WHO“ von Bill Gates eben eine solche Theorie sei. Wobei unklar bleibt was damit gemeint ist. Z.B. war Bill Gates ja bekanntlich einmal fähig, die Wahl des WHO-Leiters mit einem Veto abzuwürgen. Das ist natürlich noch keine alleinige Macht, aber Kaiser Wilhelm hatte wohl auch nicht viel mehr Macht über sein Reich. Und der galt ja auch als Alleinherrscher, wenn ich mich nicht irre…

Dass ich zu dumm wäre, einen spezifischen Kampf gegen Amazon von einem spezifischen Kampf gegen Jeff Bezos zu unterscheiden, ist auch eine nette Unterstellung. Dass die Übersetzung von Bill Gates & Co. „Bill and Melinda Gates Foundation“ heisst, und gegen diese sich wohl einiges unternehmen lassen würde, was den Kriterien sozialer Reproduzierbarkeit etc. entspricht, sollte aber schon auch klar sein. Ich kann ja nichts dafür, dass die ihre Foundation nach sich benamsen (= personifizieren?). Und natürlich sollte man auch nie zögern, eventuell auch den Chef einer Company ins Visier zu nehmen. Oder wieso nicht?

“Diesbezüglich ist für uns als Anarchisten und Anarchistinnen gerade die Diskussion unter alten Gefährten am Ende des 19. Jhd und Anfang des 20. Jhd interessant (Propaganda der Tat,…).”

Welche Diskussion meinst du da?

Z.B. bezmotivi in Russland 1905 versuchte durchaus, die Bourgeoisie allgemein zu terrorisieren. Auch sonstwo gab es die Vorstellung einer Zerstörung aller Kapitalisten, welche damals natürlich oft eine noch personifiziertere Macht hatten.

“würde der Kapitalismus mit dem Tod der jetzigen Kapitalisten enden.”

?????

Wer weiss, wer weiss…

Ist ja auch gar nicht mein Vorschlag jetzt, aber ich verstehe wirklich nicht, auf welche Diskussion und vor allem Haltung darin in der Passage angespielt wird. Interessiert mich aber.

Das ich euch mit Foucault verglichen habe tut mir natürlich leid. Böser Zufall, dass da grad so ein Magazin mit Zitaten von dem rumgelegen ist, am Tag der Fertigstellung meines rants. Hat mir halt passend geschienen. Der Begriff der Personifizierung von Macht verstehe ich übrigens nicht so genau. Aber ich persönlich glaube nicht, dass man nur Monarchen angreifen sollte (in der Diskussion über Propaganda der Tat wurde das ja auch mal für republikanisch gehalten… in welcher nur, hm?).

Wieso mein Text auf dem politischen Feld verbleiben soll, verstehe ich übrigens nicht ganz. Ich glaube einfach, ihr habt den Punkt nicht verstanden. Klassenkampf und sozialer Krieg sind aber schon zwei paar Schuhe, und was die Arbeiterklasse z.B. heute bringt widert mich oft an. Aber ob die Allmacht dadurch zerstört wird, dass man sagt dass es sie nicht gäbe (bzw. geben könne)? Ich meine: wenn es sie gäbe, würde das irgend ein Argument gegen unsere Methoden des Kampfes und unsere Ziele bringen? Zumindest scheint ihr das zu glauben! Oder nicht? (interessiert mich wirklich!)

Das euch mein Text nicht gefallen wird, habe ich mir fast erwartet. Aber argumentiert ihr hier, weil das ein Aufnahmekriterium wär, oder was?

Ich gratuliere zum Ende zu den vielfältigen Unterstellungen wie z.B. ich würde mich nur mit dem Internet beschäftigen, ich würde Dinge herbeifantasieren, ich würde im politischen verbleiben, AK-Journalismus, u.Ä. Toll, dass ihr das von mir zu wissen glaubt. Danke auch für die Korrekturen von Sätzen, welche von euch ohnehin verstanden wurden. Delegitimierungsversuche nehme ich allerdings kaum als Argumente wahr. Und diskreditieren tut es wohl eher euch/dich.

Es mag gemein gewesen sein, nur den Verschwörungsartikel von euch herausgepickt zu haben (der ja gleich am Anfang ist), und den Rest zu ignorieren. Aber ich verstehe nicht, inwiefern mein Punkt falsch sein soll.

Euer

Superspreader

PS: Persönlich finde ich immer noch, dass der Begriff Verschwörungstheorie falsch benutzt ist, wenn er so benutzt wird, wie er medial geprägt wurde (und wie du ihn ja reproduzierst). Wenn du Qanon als Verschwörungstheorie bezeichnest, nun denn. Vielleicht tust du den wwga´s einen Gefallen damit, vielleicht nicht. Aber zumindest ist es eben immer noch zu einfach, das so zu erklären. Dass

Verschwörungsideologien (a la Infowars u.Ä.) elitär sind (so Matrix-Red-Pill-mässig) hab ich nirgendwo verneint. Das „Du erkennst nicht…“ also eine billige Unterstellung. Und das mit dem mitmachen der Anarchisten bei der Mobilmachung hat durchaus mehr mit realen Erfahrungen denn mit dem Internet zu tun. Auch wenn es ebenso logisch ist, dass sich gerade diese Leute, die dabei mitmachen, auch real ins Internet zurückziehen (oder ihre Mitbewohner mit Einhaltung der Regeln terrorisieren). Dass du glaubst, ich persönlich würde mich v.a. im Internet bewegen, mag ja eine beruhigende Vorstellung für dich sein, scheint mir aber mehr einen Mangel an Argumenten wiederzuspiegeln.

PPS: Was das marxeln anbelangt, so kann ich dir gern den Spiegel vorhalten: „jedoch sind sie selber zu tiefst bürgerlich und resultieren daraus“, schreibst du über Verschwörungstheorien, was letztlich nichtsüber den Wahrheitsgehalt aussagt. Oder gibt es in deiner Vorstellung denn eine bürgerliche und eine proletarische Wissenschaft etc., wobei dann nichts wahr sein kann, was die bürgerliche Wissenschaft behauptet, wenn es der proletarischen widerspricht? Das verwirrt mich echt ein bisschen. Und natürlich ist es mir klar, dass der grosse Teil der öffentlich (und v.a. in Europa) hervortretenden abweichenden 9/11-Theorien auf staatsgläubigen Vorurteilen beruht und einfach nicht glauben kann, dass so eine Aktion einer Al Quaida-Verschwörung möglich ist. Und dass dann irgendwelche erzkonservativen Kräfte, die in den USA nichts anderes sehen als eine grosse Freimaurerverschwörung (was historisch ja durchaus nicht kreuzfalsch ist), vor allem auf den Plan treten. Und ihre Theorien einer „Verschwörung der Allmächtigen“ auspacken. Aber wenn ihr nicht verstanden habt, dass ich nicht diese Leute verteidigen will, dann lest doch meinen Text nocheinmal. Vielmehr geht es mir darum, dass die einfache Haltung, „die offizielle Version“ müsse ohnehin stimmen, genauso verblendet ist wie die als Wahrheit präsentierten Spekulationen der Infowars-Medien etc.

PPPS: [Eigentlich verworfene Antwort, aber wieso nicht:] Mir fällt es zumindest etwas schwer, deine Antwort auf meinen Text zu übertragen. Es scheint mir, dass er nicht verstanden wurde. Deshalb muss ich mich auch ehrlich fragen, ob ihr meinen Text gelesen habt (genau wie ihr mich das fragt, lustigerweise). Aber es mag sein, dass ich auf ein paar wenige Sätze überreagiert habe. Die Kritik war aber allerdings genau daran, solche Klischees zu verbreiten, da mir das eher schädlich scheint. Und ausserdem scheint es mehr darum zu gehen, sich mit dem fraglichen Thema nicht zu beschäftigen. Ich finde das zwar irgendwie verständlich, da die Fixierung auf solche Themen ja eben oft auf ein politisches Feld führt (und deshalb allzu oft weg vom sozialen Krieg). Aber ich finde es auch sehr beschränkt. Oder vielmehr: mit solchen Sätzen, wie den von mir kritisierten, bestätigt man eben den ideologischen magischen Kreis, welche die Verschwörungsideologie um sich aufbaut. Diese reproduziert sich auch bestens anhand der Nichtthematisierung gewisser Fragen durch radikalere Kritiken, und dem verängstigten Vermeiden der Identifizierung gewisser Akteure. Als Anarchisten, die wir ja weder eine konservative, noch eine linke, noch die offizielle Erzählung akzeptieren können (!?!), sollten wir stets vermeiden, voreilig die Argumente dieser verschiedenen Seiten ins Spiel zu bringen.

Auch deshalb habe ich meinen Artikel geschrieben, weil mein Gefühl war, dass euer Artikel eigentlich eher ausweicht die Rolle von Bill Gates & Co. einmal aus einem anarchistischen Blickwinkel zu beachten. Was natürlich banal betrachtet sekundär ist, da eine anarchistische, sozial kriegerische Kritik an einem anderen Punkt ansetzt. An einem prinzipielleren nämlich. Und dort, wo sich eben der soziale Krieg abspielt (das heisst: nicht in erster Linie in den Büros der Ultrareichen). Deshalb habe ich geschrieben, „Das Bewusstsein, welches sich in der Revolte entwickelt, ist ein anderes, und die Relevanz dieses Geschwafels über Verschwörungstheorien verblasst“. Weil im sozialen Krieg ja klar ist, dass der Kampf gegen die Strukturen von gewissen Firmen nicht viel wert auf deren Chefs legt. Oder ob diese Satanisten, Freimaurer, Evangelikale, Juden, Rechte oder Linke sind. Und wem das wichtiger ist als der eigentliche Konflikt (z.B. die Rolle von Amazon in Berlin), der beweist nur sein verharren in religiösen oder politischen Denkstrukturen. Wobei auch der Fokus auf Berlin Lokalpatriotismus/not in my backyard widerspiegeln kann. Was aber ein Zusammengehen nicht (immer) verunmöglicht. Also: wie ihr vielleicht erkennen könnt, sage ich bezüglich dieses Punkts eigentlich nichts anderes als ihr (?) und wollte euch auch nicht insofern widersprechen, als dass das Gesamtpaket „Verschwörungstheorie“ (mit wahlweise Illuminaten, Juden, Reptilen oder Hollywood-Pädos) eine Sackgasse ist (bzw. eine Autobahn oder Tuckerzug, je nach dem, in eine faschoide

Richtung). Was ich aber schon glaube (zumindest wirkt der Text so auf mich), dass ihr in dieser Sache das Kind mit dem Bade ausschüttet.

PPPPPS:

“Wie du hoffentlich selber gemerkt hast, erzählen die Corona-Verschwörungstheorien nichts Neues.”

Well: für wen nicht neu? Und wer redet denn sonst über das, was sie sagen? Weichen nicht die allermeisten Anarchisten davor aus? Aber vielleicht liege ich falsch. Zumindest mein Gefühl in realen Gesprächen ist, dass ein grosser Teil von Anarchisten nicht einmal weiss, dass BMGF Pharma ist und big im game, oder was Event201 ist, oder was am WEF besprochen wird, oder was es mit der Schweinegrippegeschichte auf sich hatte. Und das ist peinlich. Und schien mir bei euch auch so, auch wenn ich falsch liegen könnte.«

 

Auch eine geschlechterpolitische Intervention

Posted on 2022/10/11 - 2022/10/11 by superspreader

Vorbemerkung vom Superspreader: Bin jetzt zu faul, zu diesem Text noch eine Sendungseinleitung zu machen. Ausserdem wäre es nicht nur takt-, sondern wirklich geschmacklos, dieses Thema damit zu belasten. Der Text wurde irgendwann Mitte 2021 geschrieben und letztlich dann doch nicht verwendet, wie so vieles. Er kann mitunter als Kommentar zu Zero Covid gelesen werden, auch wenn wir eigentlich beabsichtigt hatten, dazu zu schweigen. Es schien uns dann doch eher ein schlechter Aufhänger für jene, welche ersteinmal abgewartet hatten, irgend etwas klares zur Lage zu sagen, sich gedrückt haben, bis ihnen mit Zero Covid eine Vorlage geboten wurde. Dazu gibt es genügend Material. Dieser Text ist vielmehr Produkt der Lektüre des Organs dieser Initiative, einfach weil ich dazu nicht schweigen konnte… und dann ist die Publikation doch versandet. Die Frage war mir auch zu anstrengend, die Form nicht treffend genug. Aber jetzt trotzdem. Und besser spät als nie, natürlich… der Schluss wurde so in Notizen ausgefranst belassen, ohne da noch was zu schleifen. Naja. Ausserdem bemerkenswert, wie stark der Artikel schon die Kriegsstimmung heraushob…

Auch eine geschlechterpolitische Intervention

«Die intellektuelle Partei bildet die Reservearmee der Bürokratie» (Raul Vaneigem)

Als vor beinahe schon einenhalb Jahren die Völker der Welt die Signale hörten und befolgten und alle in einem Massenwahn der totalen Mobilmachung für den Krieg gegen das Virus folgten und sich zuhause kasernierten, da wurde schnell allgemein bekannt, dass die Frauenhäuser nun alle überfüllt sind. Das wurde zwar als ein brutaler Nebeneffekt angesehen, brachte aber scheinbar kaum einen Verteidiger, ob weiblich, männlich oder anderswie, dazu, den Lockdown nun etwa grundsätzlich abzulehnen. Wohl nach dem Motto «Wo gehobelt wird fallen Spähne» verklärte man diese Überfüllung quasi als naturgesetzlichen Nebeneffekt der Katastrophe, bzw. eigentlich ja von deren Verhinderung, was man aber so ungern ausgesprochen hat, da man ja schliesslich dazu gezwungen sei. In diesem Schauspiel der Rettung nationaler Bevölkerungen vor Triage und Anstieg von Mortalitätsraten sollte man wohl Kollateralschäden in Kauf nehmen, wer da noch auf die Absurdität angesichts der weltweit Millionen von Verhungernden, auf Flüchtlinge oder die deutsche und europäische Waffenproduktion hinwies, wurde als Abtrünniger gebrandmarkt, als Deserteur, der ja selbst sehen musste, wie er auf den leergefegten Strassen nicht von den Bullen eingefangen wurde – denn ganz klar fehlte es ihm wohl an nationaler Gesinnung. Und da diese nationale Welle, wie ja zumeist, auch eine patriarchale Welle war (und ist), so wurde dabei eben auch massenhaft vergewaltigt. Das ist ja schliesslich normal im Krieg, soviel sollte doch bekannt sein, oder nicht?

Denn Möchtegernbürokraten von Zerocovid ist das zumindest bekannt. In ihrem Organ «Zero Covid. Solidarität in den Zeiten der Pandemie. Nummer 1, Februar 2021» zeigen sie dann auch ihre grandiose Solidarität mit denjenigen, die vielleicht noch einen Platz in den überfüllten Frauenhäusern erwischt haben, oder auch nicht. Achtung, das wird jetzt echt schwerverdaulich! Unter dem Titel «ZeroCovid als geschlechterpolitische Intervention» meint eine gewisse Jeja Klein, nachdem sie die späte Positionsbildung der linken «in der Pandemie» kritisiert hat: «Die Auswirkungen der Pandemie auf die Gewaltbetroffenheit von Frauen ist unterbelichtet. Im Juni [2020] wiesen die TU München und das RKI in einer Studie darauf hin, dass bereits in den ersten Monaten (1) der Kontaktbeschränkung 3,6 Prozent der Frauen eine Vergewaltigung durch ihren Partner erlebt hatten – mehr als 1,5 Millionen.» Bum. Diese Tatsache war mir noch unbekannt, auch wenn mir am ersten Tag nach Beginn des Lockdowns schon klar war was sich wohl in den gelockdownten Wohnungen realistischerweise abspielen musste. Aber: 3,6 Prozent der Frauen?!? Das ging mir durch den Kopf, während ich angestrengt versuchte dem Artikel weiter zu folgen, denn eine solche Aussage ist ja ersteinmal so abstrakt, unvorstellbar und keiner Vorstellung entsprechend wie jede statistische Aussage. Nachdem ich mich etwas gefasst hatte, las ich dann wirklich weiter, das schlimmste ahnend, denn es ist ja klar, dass ich hier kein lockdownkritisches Blatt in den Händen halte. Weiter geht es also um die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für Frauen und auch das Elend, als queere Person mit einer intoleranten Familie eingesperrt zu sein wird erwähnt. Dann wird ganz nüchtern festgestellt: «Wieso sollten Frauen ihre Interessen in einer Initiative wie ZeroCovid vertreten sehen, die ja immerhin für einen noch strengeren Lockdown steht? Würde das die erwähnten Effekte nicht kurzfristig weiter verschärfen? Sicher wäre das so.» Ja bravo! Sowas hätte ich dann doch eher in einem offen faschistischen Blatt erwartet. Oder nichteinmal. Ich könnte kotzen! Natürlich, es folgt dann irgendein Geschwafel von wegen, dass «der halbe Lockdown» (so wird all das, was wir bisher in Europa durchgestanden haben, bezeichnet!) schuld sei, dass diese ganze Scheisse für Frauen so lange dauere, «warum Frauen inzwischen schon so lange in ihr gefährliches Zuhause verbannt sind». ZeroCovid würde da, so ja schliesslich die Propaganda der Initiative, dadurch Abhilfe schaffen, dass man da Mal so richtig durchgreift. Vorgestelltes Rezept: kurz aber schmerzlos. Dafür aber mal so richtig! Echt jetzt, das ist die grösste Schweinerei die mir in den letzten Jahren zu Gesicht gekommen ist. Das Ansteigen von Inzidenzwerten als Grund für die Wiederholung – angeblich nur ein letztes Mal. «Megalockdown. Lieber ein Schrecken mit Ende», forderte der Querdenkerpolitiker Ballweg ja schon letzten Oktober. Den Ball hat nun links übernommen – es trennt sie weniger als sie denken, die Falschen Kritiker von beiden Seiten…

Und dann das nächste Argument, das wohl nur komplett Verblödeten irgendwie einleuchtet: «Hinzu kommt: In der ZeroCovid-Initiative, die sich gerade zu einer sozialen Bewegung des Krisenprotests entwickelt, ist endlich Raum für sozialpolitische Forderungen geschaffen worden, mit denen die Menschen überhaupt erst in der Lage wären, einen richtigen Lockdown durchzuhalten.» Zerocovid eine «soziale Bewegung des Krisenprotests», wer da nicht lacht. Und: zum Glück nicht, denn eine solche Bewegung wäre wohl eine ernsthafte Gefahr und man könnte sich vorstellen, dass sie in Bezug auf den weltweiten Lockdown ungefährt dem entspricht, was Freikorps und Faschisten in Bezug auf den ersten Weltkrieg waren.

Aber es schwirrt mir noch allzusehr im Kopf. 1,6 Millionen – offiziell registrierte – Vergewaltigungen… in den ersten Monaten (1)… Vergleiche gehen mir durch den Kopf, wie z.B. wie verhalten sich 60.000 Coronatote zu 1,6 Millionen Vergewaltigungen? Sind 26 Vergewaltigungen auf 1 an oder mit Covidi Verstorbenen (die ja laut Zerocovid mit damaligem Stand Juni 2021 60.000 belaufen) ein angemessener Kollateralschaden? Aber was rede ich von 60.000? Hier ist ja die Rede von den ersten Monaten 2020 (1)! Und ich merke wie wirr das Ganze ist. Wie pervers diese Zahlenspiele sind. Wie verblödet ich selber schon bin und wie fest meine eigne Neigung Menschen in Zahlen bevölkerungspolitisch zu denken… zu entmenschlichen.

Ich lege angewidert diesen Schund weg. Merken diese Leute überhaupt was sie sagen?

Planen sie, mehrere Millionen Frauenhausplätze bereitzustellen für ihren Megalockdown? Vielleicht eine vorherige Umsiedelung? (2) Nein! Jeja Klein reduziert sich auf die sozialdemokratische Forderung: «erhöhte Hartz-IV-Sätze und Lohnfortzahlungen, endlich eine Ausfinanzierung der Frauenhäuser, Lohnerhöhungen für Care-Berufe». Ja toll, wenn ich zuhause mit meinem Vergewaltiger-Partner eingesperrt bin und die überfüllten Frauenhäuser ausfinanziert sind! Wirklich toll! Glauben die Zerocovidis ernsthaft, damit würden sie irgendein Elend abwenden?

Wenn diese Leute in ihrer perversen Logik wenigstens konsequent wären, so müssten sie Grundeinkommen, Millionen von Frauenhhausplätzen und Managerlöhne für «Care-Berufe» fordern, aber nein, nichts davon. Aber diese Aufgabe übernimmt wohl dann die radikalere Linke. Dass sie alle nur den erweiterten Horizont des Bestehenden widerspiegeln, wurde an dieser Stelle schon oft genug behandelt.

Jeja Klein schliesst ihre widerlichen Ergüsse dann noch mit Geschwafel von wegen, man müsse «die psychosozialen Folgen» auffangen… aber eben: alles, damit es weitergeht. Ganz so, wie amerikanische Soldaten schon einmal eine LSD-Therapie rechtfertigen können, damit der Krieg weitergeht. Das Doppeldenk in diesem Artikel ist mir dabei teilweise zu hoch.

Aber ich will hier versuchen, zu einer allgemeineren Analyse überzugehen. Dass ich dazu durch die Angabe statistischer Zahlen in der Zeitung ZeroCovid angeregt wurde, ist mir zwar peinlich, aber vielleicht war die Zeitung ja doch noch zu etwas zu Nutze, und gesellt sich nicht zum Klopapier neben Grundgesetz und Seuchenverordnung… zumindest scheint es mir so, dass bisher niemand versucht hat, des Zusammenhangs von Lockdown und patriarchaler Gewalt radikal auf den Grund zu gehen (zumindest kennte ich sie nicht) (3). Denn, nach längerem Durchdenken muss ich sagen, dass die hier behandelten Vergewaltigungen, die ja wohl nur Spitze des Eisbergs sind, nicht einfach als Seitenaspekt behandelt werden können. Grob gerechnet wurde in Deutschland während des ersten Lockdowns nach offiziellen Zahlen jede vierzigste Frau von «ihrem Partner» vergewaltigt. Man könnte sagen: auch in deinem Block, auch deine Nachbarin! Dies im Zusammenhang einer gesellschaftlichen Mobilmachung mit Kriegsrethorik, welche dazu aufforderten «Zuhausezubleiben».

Ich werde nicht versuchen, diese Tatsache hier emotional zu verarbeiten und das geht auch gar nicht, weil es nicht geht. Ich werde nur versuchen, so abgestumpft wie ich nunmal bin, diese Realität irgendwie in eine Analyse einzubetten, welche es möglich machen könnte, diese Realität zu bekämpfen.

Der Lockdown kann auch als Zivilisationsschub beschrieben werden, als neue Welle der Domestizierung im wahrsten Sinne des Wortes, und es wurde schon analysiert, dass damit «vergeschlechtlichte Gewalt» intim zusammenhängt. In diesem Fall: die Durchsetzung von Stayathome bedeutet eben auch die Einrichtung einer neuen Ordnung «at home», das sollte offensichtlich sein. Die völlige Perversion des Begriffes von Verantwortung und Solidarität, welche die Propaganda ja sofort produzierte, kam dann wohl auch im durchschnittlichen Paar zur Auswirkung. Es sollte auch bemerkt werden, dass in einer hierarchischen Gesellschaftsordnung klassischerweise schon in der Ehe der buckelnde Knecht noch ein unterstes Ende der Leiter findet. Aber hier kommen auch neue Elemente hinzu. Dass in gewissen extrem patriarchalen Kontexten Frauen das Haus nicht verlassen dürfen bzw. komplett in die Häuslichkeit gesperrt werden (z.B. gewissen Interpretationen der Scharia), ist ja eines und schon bekannt. Allerdings betrifft ja der Lockdown beide Geschlechter, abgesehen von Arbeit. Der Lockdown ist also durchaus noch extremer als etwa eine fundamentalistische Scharia, wenn auch «vorübergehend». Man könnte sich vorstellen, dass der Lockdown eben eine Schubrolle hat, und dass dabei die Zivilisation auf Elemente zurückgreift, die sich auch im klassischen Patriarchat finden lassen, diese aber – progressiv – geschlechtsunabhängig anwendet. Denn der Staat darf ja heute nicht mehr diskriminierend sein. Dabei basiert man sich aber sehr wohl auf patriarchale Strukturen, aber mehr implizit, da es ja dem progressiven Schein schaden würde.

Die Hackordnung, die sich nun in den Keimzellen des Staates durchsetzt, war zu erwarten. Wie im Gefängnis auch, ist diese Hackordnung natürlich vor allem der Tatsache, eingesperrt zu sein geschuldet. Dass die Gewalt dabei sexuell ist, ist wohl nicht schwer zu verstehen, ist vielleicht aber eigentlich sekundär. Dass diese Hackordnung der Gefängnisordnung dient, sollte wohl auch bekannt sein. Sie ist Teil der informellen Selbstverwaltung und dem Überleben in der Misere des Gefängnisses und wird meist nur dann aufgebrochen, wenn sich die Gefangenen verbünden und gegen die Gefängnisordnung wenden.

Ich will hier ja keinem die Verantwortung absprechen, nein, versteht diesen Artikel nicht falsch. Aber wer zurückweicht, das Ganze verstehen zu wollen, weil er nur mit der Brille der Moral sehen kann, wird nichts zur Überwindung der Zustände beitragen. Wenn der Lockdwon eines ist, so ist er eine unglaubliche Neuformierung der Kleinfamilie, die sich neu konstituiert, und das heisst: die in diesem kritischen Augenblick auch ihre gewalttätigen Aspekte deutlicher offenbart. Denn die Familie, als Keimzelle der Gesellschaft, wird hier auf sich selbst zurückgeworfen und in die Technologie hinein. Dabei findet natürlich der immer latent anhaltende Machtkampf eine Eskalation, die eigentlich nur das Wesen dieser Institution entlarvt. Diese Institution wird nämlich total durchgesetzt, fungiert als das, was die Kaserne für den Krieg ist, und ist bei der Gewährleistung des Übergangs in die «Neue Normalität» essentiell.

Nachdem die Zivilisation den Planeten komplett erobert hat, wendet sie sich nun an die Verfestigung gegen innen, zwingt die Leute herein, wobei die Zivilisierung ja die Tätigkeit der Menschen ist. Und eben oftmals eine Tätigkeit von Männern, während die Frauen und Abweichende zum passiven Objekt herabgewürdigt werden oder sich sogar selbst dazu machen.

Es scheint mir nun so, dass an dieser Analyse etwas fehlt, denn es gibt natürlich, wenn auch marginal, so doch für unsereins vielleicht relevanter, auch die mittlerweile relativ tolerierte Form der WG, die sich ja klassischerweise dem Familismus etwas entzieht. Vom Hörensagen findet ja auch da vielfach eine Wiederdurchsetzung von Monogamie statt, in dem die ohnehin schon monogamen Päärchen ihren Mitbewohnern – aus Angst vor Ansteckung natürlich – eine weniger liederliche Lebensführung aufnötigen. Es ist diese generelle Wende hin zur sexuellen Repression und zur Familie, welche für den Lockdown eine wichtiges Element ist, ohne die er unmöglich wäre. Dabei ist auch die immer stärkere Isolation jener, die ausserhalb dieser Form Leben, eben ein Druckmittel. Wobei es natürlich noch Tinder gibt, ja bravo. Die Verdinglichung schreitet aber überall voran, ob in der Form von Vergewaltigung oder Tinder oder Pornographiekonsum…

A propos Pornographie. Das allzu eskalierte vergewaltigen ist dem Heerstab nicht unbedingt genehm, schliesslich lebt man ja in einer postmodernen Demokratie, in der man auch feministische Machtkliquen berücksichtigen muss. Und vielleicht sollten ja auch in diesem Kontext die Gratispremiummitgliedschaften auf Pornhub gesehen werden, wer weiss? In etwa so, wie man im Bosnienkrieg an deutsche Soldaten Pornohefte verteilte, damit sie sich an den Massenvergewaltigungen nicht allzusehr beteiligen. Natürlich ist diese Derealisierung der soldatischen «Sexualität» vielleicht wünschenswert, aber was wirklich not tut ist ja Militarismus und Kasernengeist zu zerstören, indem ein freies Leben eingerichtet wird, in welchem sämtliche Mittel der Mobilmachung und der Einzwännung verschwunden sind.

Im Übrigen: Im Krieg gegen das Virus wird auch die Familie zum Schlachtfeld.

Was bleibt zu sagen? Der Kampf gegen das Patriarchat beginnt heute allem Anschein nach mit einem Kampf gegen den Lockdown. Denn wie anders kommt man da heraus??? Dies trotz all jenen, welche glauben, der Lockdown wäre Ausgeburt des sensiblen menschlichen Mitgefühls mit den Schwachen, während er doch ganz offensichtlich die Menschen abstumpft und ihnen die Selbstbestimmung ihrer «Grenzen» abspricht. Eine Ideologie, die ganz logisch dazu führt, auch anderen die Selbstverfügung über sich abzusprechen. Was ja auch massenhaft gemacht wird. Dass diese Logik Vergewaltigungen Vorschub leistet ist doch irgendwie logisch. Dass die Durchsetzung dieser Logik von massenhaften Vergewaltigungen begleitet wird kann nur festgestellt werden.

Der Lockdown hätte höchstwahrscheinlich nicht funktioniert, wenn in den Wohnungen der Welt allzu viele Leute sich einen Begriff von Freiwilligkeit bewahrt hätten. Dass dieser moralische Wandel vor der Sexualität halt macht, konnte man ja auch nicht erwarten. Dass sich dann auch ZeroCovid nicht zu wundern scheint über diese Übergriffe, sondern diese einfach auffangen will, spricht Bände. Paradoxerweise ist es ZeroCovid selbst, welche diese Tatsachen behandelt, ganz so, als wollte man den Betroffenen ins Geschicht scheissen und sagen: tut doch nicht so. Wir sind im vollen Wissen darum, was dieser verursacht, für den Lockdown. Diesen Leuten scheint jeder Begriff von Freiheit und Würde abhanden gekommen. Im Wahn, die soziale Katastrophe abzuwenden, vertiefen sie diese noch, während der menschliche Bezug und die Empathie endgültig Zahlenspielen gewichen ist. Dass eine etwaige komplette Ablehnung des Lockdowns den Zerocovidis gar nicht in den Sinn kommt, bzw. sie diese als faschistisch und sozialdarwinistisch verunglimpfen müssen, scheint seine Logik zu haben. Denn im Vergleich zu Faschismus und Sozialdarwinismus wäre, so der Subtext, diese Lockdownrealität das kleinere Übel. Nun, dummerweise handelt es sich dabei Grossteils um Projektionen, und mit der Zerstörung jedweden Selbstbestimmungsrechts können diese Leute auch mindestens als Wegbereiter eines Horizonts gelten, der dem Faschismus, vielleicht auch dem deutschen, ebenbürtig ist.

ZeroCovid detaillierter zu kritisieren, das Überlassen wir Anderen, die das mehr betrifft. Mir haben sie zumindest geholfen, zu verstehen, wie aktuell Domestizierung – von Nietzsche übrigens Verhaustierung genannt – stattfindet und wie das mit geschlechtlicher Gewalt zusammenhängt. Das also auch bei diesem neuen Innovationsschub der Zivilisation «Geschlecht» auf eine widerliche Weise neu konstituierend, im «Zwangsapparat Familie» (W. Reich), natürlich – dieser Keimzelle, die ja abgesehen von Arbeit heute desöfteren die einzig legale Beziehungsform ist, die nicht in die Technologie verbannt wurde – Zufall? Kaum. Und das einen backlash zu nennen, wäre schlicht der falsche Begriff. Da Progress!

Kann es einen Lockdown ohne sexuelle Gewalt geben? Realexistierend offensichtlich nicht! Nichteinmal ZeroCovid behauptet das ja. Der Fortschritt benötigt gerade dieses patriarchale Element, das offen zu Zelebrieren aber wohl allzu faschistisch wäre. Aber selbst wenn, selbst die feministische Zivilisation und Masseneinsperrung wäre uns ein Gräuel.

Wenn wir wählen müssten, zwischen der katastrophalen Verfestigung der zivilisierten Ordnung – Motto «Abwendung der Katastrophe» – und einem katastrophalen Zusammenbruch dieser Ordnung, «dem Eintreten der Katastrophe». Unsre Wahl wäre klar! Dass Allerdings real die Katastrophe der Abwendung allemal die abgewendete Katastrophe in den Schatten stellt, nehme ich trotzdem nach wie vor an.

Vielleicht manövriert sich der Staat dadurch ja in den Zusammebruch…? Aber das wäre allzu optimistisch.

Im übrigen scheint es mir, dass auch der Veteran des Kriegs gegen das Virus (wie in die Bundesregierung in ihren Propagandafilmchen dargestellt hat) in vielen Fällen ein Vergewaltiger gewesen sein wird.

Massenvergewaltigung im Zeitalter der «Antiquitiertheit der Masse».

Verantwortung mitgemacht zu haben wie im Krieg, nicht nur der Regierung. Auch du hast deine Mitbewohner gezwungen. Prozentsatz der tatsächlich gezwungen werden muss ist immer gering.

(1) Bei Nachforschungen im Nachhinein stelle ich fest, Jeja Klein hat da etwas geschummelt: Die fragliche Studie ist vom Juni 2020, die Befragungen fanden „zwischen 22. April und 8. Mai 2020“ statt und behandelten also nur den ersten Monat, nicht mehrere! Allerdings handelt es sich nicht um gemeldete, sondern um hochgerechnete Vollzahlen. Aber am Sinn des Textes ändert das kaum was.

(2) Und wohin? In Frauenschutzlager???

(3) Auch die 19-teilige Serie Geschichten aus dem Patriarchat zu Corona-Zeiten von den Schönen Rosen liefern das nicht.

Die liebe Polizei, die Bombe und das Feuer

Posted on 2022/10/10 - 2022/10/10 by superspreader

Komisch. Da fällt mir mal wieder eine alte anarchistische Zeitschrift in die Hände, welche ich vor einiger Zeit mal in einem Archiv kopiert habe. Sie ist vom 30. September 1932. Klandestin in Deutschland herausgegeben, trägt sie den vielversprechenden Titel Die Bombe. Und der erste Artikel der Nummer 1 beschäftigt sich dann auch mit dem kürzlich verhängten Ausnahmezustand der prä-hitler’schen (ob sie noch prä-faschistisch genannt werden kann, ist eher fragwürdig) Papen-Regierung. Und beim Lesen der Zeitung, die ganz humorvoll geschrieben ist, während die Druckqualität eher schlecht ist – erzwang die Zensur durch den neuverhängten Ausnahmezustand doch, dass die Zeitung nur in Schreibmaschinenschrift auf pappigem Papier gedruckt werden konnte… nun, beim Lesen dieser anonymen Anarchistischen Propagandaschrift von 1932 fühle ich mich, zwischen belustigt und schockiert, ziemlich stark an den heutigen Ausnahmezustand erinnert.

Der erste Artikel etwa, mit dem Titel „Ich verbiete…….!“, beginnt folgendermassen:

„“Mit dem Belagerungszustand kann jeder Esel regieren.“ Wenn dieses Bismarcksche Wort wahr sein sollte, dann regieren z. Zt. in Deutschland lauter Esel.“

Jaja. Der Artikel behandelt dann eben die Situation der prä-Hitler-Ära, die ja bald enden, bzw. allzu geschmeidig in den Nationalsozialismus übergehen sollte.. Auf der zweiten Seite dann ist das wunderschön-ironische Volkslied Die liebe Polizei, welches in den besseren Arbeiter-Turnvereinen spätestens ab den Sozialistengesetzen immer gern gesungen wurde, abgedruckt. Auch dieses wirkt heute sehr befremdlich aktuell. Und zutreffender als es sich der anonyme Dichter wohl jemals ausgemalt hätte. Es geht wie folgt:

1.) Wo zweie stehn und flüstern
Da sieht die Polizei
Den Himmel sich umdüstern
Und riecht Rebellerei
Fängt an zu arretieren,
Denn´s könnt zu Aufruhr führen
Und darauf hat sie ja zu sehn:
Die Welt soll sich auch morgen drehn:
Es lebe hoch die Polizei:
Die liebe Polizei.

2.) Fängt einer an zu niesen,
Spitzt sie die Ohren schnell
Und wittert hinter diesem
Den schändlichsten Rebell;
Niest er zum zweiten Male,
So sind es Kampfsignale; –
Die Polizei packt ihren Mann,
Bevor er weiter niesen kann.
Es lebe hoch die Polizei:
Die liebe Polizei.

3.) Vor jeder roten Nase
Da bleibt sie sinnend stehn,
Es könnte in der Strasse
Ein Attentat geschehn;
Und weiter dient dergleichen
Oft als Erkennunsgzeichen; –
Drum mit der Nase in Arrest,
Dann steh›n des Staates Pfeiler fest.
Es lebe hoch die Polizei:
Die liebe Polizei.

4. Drum lasst, ihr guten Christen
Euch nie von dem Geschrei
Der Wühler überlisten,
Und ehrt die Polizei;
Und tritt sie euch von hinten,
So lasst gefasst euch finden
Und denkt: „Ei nun, auch das ist gut
´s ist doch ein schönes Institut!“
Es lebe hoch die Polizei:
Die liebe Polizei.

So das schöne, leider allzu unbekannte Lied, welches heute – wortwörtlich – aktueller denn je ist, wenn man etwa die Sache mit dem Niesen beachtet. Es wurde traditionellerweise übrigens, als eine Art Parodie, zur Melodie des vaterländischen Liedes «Ich kenn einen hellen Edelstein» gesungen. Aber auch andere Vertonungen lassen sich finden.

Auch der nächste Text hat leider wieder einiges an Aktualität gewonnen. Dabei geht es um das liebe Denunzieren, welches das deutsche Volk ja nach 1932 bis zum geht nicht mehr betrieben hat, auch wenn diese Neigung ja schon vorher enorm ausgeprägt war – man denke z.B. an die sogenannte Hexenverfolgung.

Im Artikel handelt es sich vor allem um die Denunziation von illegalen Druckschriften. Auch wenn heute auch die Pressezensur ein Wiederaufleben erlebt, und bestimmt die im Internet (man denke daran, was Google, Facebook und Co. gerade abziehen, im Kampf gegen angebliche und reale Verschwörungstheorien). Aber eine akutere Gefahr wird der Denunziant gerade mehr durch das Verpfeifen von so kriminellen Dingen wie sich zuhause mit Freunden zu treffen, draussen im Kreis zu sitzen, rumzugammeln, verweilen und Bücher lesen etc. Auch hier ein paar Lesefrüchte:

«…besonders jene edle Institution, die unter dem Namen Polizei unrühmlich bekannt ist, kam ohne Denunzianten und Spitzel niemals aus. Das hatte seinen triftigen Grund; denn die Polizei bestand fast durchweg aus Elementen, die geistig auf sehr niedriger Stufe standen; auch brachte es der Beruf mit sich, dass nicht gerade die moralisch wertvollsten Individuen ihn ergriffen. Geistiger Tiefstand und moralische Minderwertigkeit also waren der Nährboden für das schmutzige Denunziantengeschäft.»

Auch wird behauptet, dass niemand ohne Belohnung Denunziant werden wollen würde. «Dieser Anreiz ist notwendig, denn ohne ihn würden sich keine Denunzianten melden und ohne diese würde die Polizei nie ihren Zweck erreichen.» Von 500 Mark ist die Rede. Leider hat sich das in der Geschichte und auch heute wieder als allzu optimistisch herausgestellt. Vielmehr führte und führt das Ressentiment, alle gleich unterdrückt sehen zu wollen wie man selbst es ist, dazu, aus purer Lust zu denunzieren… ist es nicht so?

Trotzdem ist es so und bleibt es immer so, vielleicht noch vielmehr wenn das ganze unentgeltlich geschieht:

«Der grösste Lump im ganzen Land,
Das ist und bleibt der Denunziant.»

Wie auch Die Bombe bekräftigt. Weiters schreibt die Bombe über das Leben unter der Papenregierung, welche etliche faschistische, wenn auch noch demokratische, Massnahmen durchsetzte. So wurden Bettler verhaftet, alle Subversiven eingesperrt und Nazis freigesprochen. Auch die wirtschaftliche Krise wird behandelt, die Armut, Hunger, etc. Dabei könnte wohl bald solches auf uns zukommen. Und es muss angemerkt werden: die Rezession, welche für 2020 von den Ökonomen prophezeit wurde, sie kommt jetzt. Und: sie kommt nicht «wegen corona». Vielmehr kommt sie ohnehin, und wenn in Zukunft das Geschwätz der Politik so gehen wird, als würden wir jetzt «alle den Gürtel enger schnallen müssen» und «wir sitzen alle im selben Boot», weil die Krise ja eine Art Naturereignis war, «wegen corona» eben, so ist das Quatsch. Es kommt ihnen aber gelegen. Auch, dass sie jetzt die Wirtschaft mit Geld vollpumpen können, ohne dass irgendwer das hinterfragt.

Aber zurück ins Jahr 1932. Natürlich ist 2020 nicht 1932. Aber auch heute stehen wir vor einem Abgrund. Einer Herrschaft durch den Ausnahmezustand, wie sie sich seit 2001 schon aufbaut, jetzt aber langsam endgültig normalisiert wird. Die Frage ist, ob wir im Pessimismus versinken sollen, angesichts der Tatsachen…? Und da muss man sagen, ob 2020 nicht 1932 ist, also die Einleitung zu Weltfaschismus und Weltkrieg, das liegt auch an uns allen… Das liegt daran, ob wir das mit uns machen lassen. Ob wir, die Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen und Rebellen schon so am Ende sind, dass man alles mit uns machen kann.

Wir wissen es nicht.

Wenn Die Bombe schrieb: «Ein Regierungsgewaltiger unterdrückt eine zeitlang und glaubt damit die Stimme der Kritik, der Empörung, die Stimme des freien Geistes vernichten zu können. Ein jämmerlicher, bemitleidenswerter Narr, der sich das einbildet. Die Stimme der Empörung ist nicht zu unterdrücken, und sie wird lauter und lauter erschallen, trotz Verbot und Gewalt, bis sie eines Tages der Orkan entfacht, der alle Verbote und Unterdrückungsmassregeln wie Spreu hinwegfegt und mit ihnen diejenigen, die sie erliessen. Der freie Geist lebt, und er spottet der Reaktionäre von heute, wie er der Reaktionäre aller Zeiten gespottet hat: «Ich war, ich bin, ich werde sein!»»

Nun, wenn Die Bombe so schrieb, und sich die darauf folgende Zeit anschaut, dann wird einem mulmig zumute. Der Vorschlag der Bombe, der in der zweiten Ausgabe formuliert wurde, wurde leider nicht allzu häufig umgesetzt. Sie Bewirbt dort «Wanzol», ein «Vollkommen sicheres Mittel zur Vertilgung von Wanzen.» Dabei sind ganz besondere Wanzen gemeint. Jene, welche „wohlgenährt und gut gekleidet“ sind, „und in Villen und Palästen [wohnen]. Es sind die Leute, die im Besitz des Grund und Bodens, der Fabriken und sonstigen Reichtümer sind, es sind diejenigen, die uns ausbeuten und beherrschen.“ Zur Vernichtung dieser «Blutsauger» und «Parasiten» empfahl Die Bombe «Wanzol». Es wurde dabei kaum verhüllt, dass damit wohl eben das gemeint ist, was der Titel der Zeitung war. «Und wenn die Geplagten auch nicht an die Unfehlbarkeit des Mittels glauben – warum versuchen sie es nicht wenigstens? Versuch macht klug. Aber der Versuch muss gemacht werden. Und wenn Wanzol nicht helfen sollte, dann nehmt Feuer, das heilige Feuer, das Prometheus, wie die Sage berichtet, einst den Göttern raubte, um der leidenden und frierenden Menschheit die grösste Wohltat zu erweisen. Im Feuer stirbt jegliches Ungeziefer.»

Dabei empfiehlt Die Bombe vor allem, diese Kur beim damaligen Aussenminister Konstantin von Neurath anzuwenden. Aber eben: leider wurde «Wanzol» und auch das liebe Feuer viel zu wenig angewandt, und so konnte die Geschichte ihren Lauf nehmen. Und Neurath seine Rolle auch in der SS weiterführen.

Nur ein Subversiver, der dazu Extra aus Holland einreiste, fand noch die Kraft, welche in Deutschland niemand fand, und zündete den Reichstag an. Marinus van der Lubbe. Aber: anstatt dass diese Kur noch weitere Verbreitung fand, wurde er verleumdnet und diffamiert, während die Massen in den Nationalsozialismus marschierten, oder zumindest passiv und paralysiert dastanden.

Aber ja, diese kleine Geschichte, was hat sie mit 2020 zu tun?

Das mag jeder selber entscheiden.

Und jeder mag sich fragen, bei welcher Wanze heute wohl am ehesten eine Behandlung mit «Wanzol» nötig wäre. Sind es vielleicht gewisse Ministerpräsidenten und ähnliches Gesindel? Oder was wäre mit Herr Wieler, dem Präsidenten des RKI? Oder was mit Bill Gates, dem wichtigsten Privatfinancier hinter der WHO? Es gehen wohl so manchem noch viele Leute durch den Kopf.

Ich will hier bestimmt niemandem zu einem Verbrechen aufrufen, schliesslich handelt es sich hier ja nicht um eine klandestine Zeitung. Aber nachdenklich sollten diese Zeiten stimmen. Auch darüber, welche Mittel denn angebracht sind. Die Ära, die sich jetzt eröffnet, wird sie jene des absoluten Gehorsams werden, oder lebt die Flamme noch, welche sie in eine der Revolten und Aufstände verwandeln könnte? The future is unwritten.

Jenseits von Hoffnung und ihrem Kehrstück: Pessimismus; lohnt es sich zumindest, über die Sache mit «Wanzol» mal nachdenken. «Und wenn dies nicht hilft: Feuer!», schlussfolgert auch Die Bombe…

Eine wühlende Leseratte

[Die liebe Polizei wurde übrigens ganz nett von den Schnittern vertont (Achtung, Youtubelink)]

AUS: Zündlumpen. Anarchistisches Wochenblatt Nr. 061 - München, 13.04.2020, KW 16

Thesen zum Scheitern der Linken im allgemeinen

Posted on 2022/10/10 - 2022/10/10 by superspreader

Es fällt den fraglichen, radikaleren Linken schwer, sich einzugestehen, bei welchen verheerenden Massnahmen sie gerade als – mindestens – propagandistischer Flügel mitgewirkt haben. So ist es klar, dass all jene, welche diese Massnahmen kritisiert haben, mit irgend einem Label angeschmiert werden müssen, welches sie in eine rechte Ecke stellt. Und wieso nicht Sozialdarwinismus?

Die Konkret hat meinen Artikel „Tod den Statistikern“ in ZL Nummer 64 als „sozialdarwinistisch“ und „links“ eingestuft (1). Beides Etiketten von Ideologien und Bewegungen welche ich ablehne. Ich will hier dabei auf den Artikel antworten, welcher auf Englisch gratis im Netz verfügbar ist. Ich beziehe mich dabei auf die englische Version, da mir das Bezahlen eines Artikels zu blöd und zu teuer ist. Leider bin ich arm, und falls ich mal Geld hätte, sollte ich mich vielleicht lieber um eine Krankenversicherung bemühen als mein Geld für die Konkret hinauszuwerfen.

Der Artikel, in dem die fragliche Anfeindung geschieht, fasst die gegenwärtigen Klischees über was es bedeute, wenn man den lockdown und Co. ablehnt, bestens zusammen. Die Kritik verlässt dabei nicht ein einziges Mal den Bereich der Ideologie, weil es klar ist, dass ausserhalb der Ideologie die Individuen die man in die Kategorie „Risikogruppen“ steckt, durchaus nicht die Profiteure des ganzen Regimes waren, sind und sein werden. Vielmehr steigt statistisch (und mehr als um eine statistische Gruppe handelt es sich ja nicht, auch wenn die hier kritisierten sich vielleicht gern als Repräsentanten sehen würden) das Todes-, Armuts- und Krankheitsrisiko gerade dieser Gruppen zurzeit massiv an. Das kann sich jeder ausrechnen, der die gegenwärtige Gesellschaft auch nur ein bisschen verstanden hat. Und da „im Kampf gegen Corona“ – nur so ganz nebenbei natürlich – eine komplette präventive Konterrevolution stattgefunden hat, sich gerade die Linke bis in ihre radikalen Gefilde selbst für diesen Kampf, das heisst: für die Konterrevolution, mobilisiert und ansonsten grösstenteils demobilisiert hat… Ist davon auszugehen, dass die gegenwärtige Gesellschaft so leider noch etwas weiterbesteht. Zumindest aber wird die Revolution von der Fraktion #stayathome nicht ausgehen, welche in ihrem „Einvernehmen mit der Polis, dem Staat“ (Herbert Marcuse) so solidarisch war, der Polizei und dem Militär die Strasse zu überlassen. Dass die kommenden und stattfindenden Revolten und Aufstände weitergehen werden, dass das Zusammenbruchsszenario, dass sich vor unseren Augen abspielt, nicht aufzuhalten ist… dass jede chaotische Revolte, wenn sie auch katastrophal verläuft, für uns ein Lichtblick sein wird im Vergleich zu den Bürgerkriegs- oder lockdown-Regimes, oder vielleicht sogar dem Weltkrieg (wer lacht da?!), welche jetzt bevorstehen, sei nur so subtil angedeutet. Und auch eine politische Revolution wird daran nichts ändern. Diese ganze Zivilisation sollte endlich im Orkus verschwinden, zu dieser Erkenntnis werden vielleicht bald Milliarden von Menschen gelangen. Welche sich effektiv um die Krankenhausbedingungen in Europa wenig kümmern werden, ebensowenig um den Nationaldünkel gewisser Linker, etc. Denn das tun sie jetzt schon nicht. Sie werden nämlich mehr an ihren Hunger denken und vielleicht auch an ihr komplettes Ausgeschlossensein aus der schönen hygienischen Welt wo die Corona-App oder irgendwas vergleichbares ihnen den Zugang verwehrt. Wer weiss.

Wenn der totale Gesundheitsprotektionismus kritisiert wird, dann muss das ja sozialdarwinistisch sein, sagt die Konkret. Die neueste Stufe der Enteignung, oder zumindest deren aktuelle Formalisierung, nämlich das Verbot, über den eigenen Körper und das gesundheitliche Risiko, welchem man diesen aussetzt, zu verfügen, ist ja eigentlich das, was in meinem Artikel kritisiert werden sollte. Diese Enteignung betrifft ja jetzt gerade alle, nicht nur die sogenannten Risikogruppen, welche man als Grund angibt, und welche davon in der bestehenden Gesellschaft ja immer besonders betroffen waren und sind. Und wie ja auch schon darauf hingewiesen wurde: diese Enteignung war eben auch eines der Motti der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik: „Deine Gesundheit gehört nicht dir„.

Da die nationalsozialistische Art dieser Enteignung sich dabei eben vor allem durch ihre sozialdarwinistische Ideologie und Praxis von der heutigen unterscheidet, ist es wohl eines der letzten Argumente, welche für all die leider all zu realen „Massnahmen“, für diese despotische Masseneinsperrung, hergeholt werden können. Aber leider bleibt der ganze Solidaritätsdiskurs eine lächerliche Heuchelei. Wer es sich immer noch so zurechtreden will, als wäre mit Corona (welches auch Bestandteil der Grippe wäre, wenn es besonders gefährlich wäre – also vielleicht nicht „nur“ (was eine andere Diskussion ist), aber zumindest „eine“ Grippe) eine besonders soziale Phase der gegenseitigen Hilfe eingeleutet worden, der ist schlicht noch geblendet von propagandistischen Manipulationen welche bei linkstümlerischen Menschen scheinbar besonders gut ziehen. Oder er hat sich ein autoritäres Regime schon lange herbeigewünscht?

Zumindest persönlich respektiere ich nur die Basis der Freiwilligkeit als Grundlage zu Beziehung. Ansonsten stellt sich da schnell eine gewisse Feindseligkeit ein. Wenn nun effektiv Leute von mir Verlangen, ich solle mich um ihretwillen „zuhause“ einsperren, und ich mich weigere, und eben letztlich davon absehe, sie zu schlagen, auch wenn ich mein logisches Recht dazu behaupte, dann hat das nichts damit zu tun, dass ich diese als „lebensunwertes Leben“ betrachte. Auch wünsche ich mir keine „Herrschaft der Natur“ über sie, was auch immer das bedeuten soll. Vielmehr fände ich es durchaus schön und bin auch bereit dazu, in einer Welt der gegenseitigen Hilfe zu leben, in welcher die Realität all der „Risikogruppen“ nicht in Heime abgeschoben wird… aber ehrlich gesagt auch eine Welt, in welcher der Tod weder abgeschafft ist noch als Hauptfeind betrachtet wird, sondern als Bestandteil des Lebens. Wahrscheinlich wäre meine Utopie eine Dystopie für Bloch und Stephan Weigand und Rebecca Maskos. Die hoffen auf eine weitere Entwicklung des technologischen Albtraums, in welchem man das Leben fürs Überleben aufopfert, sei’s auf der Arbeit, im lockdown, überall… in welcher Einsperrung ein ewiger Bestandteil ist, als normal und lebenswert gilt. Nein Danke! #stayathome ist wohl in etwa das exakte Gegenteil einer „besseren, befreiten Gesellschaft„. Das „Versprechen des längsten und bestmöglichen Lebens„, ist das Versprechen welches euch das „falsche Ganze der Herrschaft“ (letzte 3 Zitate aus Konkret, Go die!) akzeptieren lässt. So scheint es zumindest.

Im Gegensatz dazu wird die Revolution wie ein Fest sein. Ein Fest das hoffentlich niemals enden wird. An dem alle teilnehmen können, „ob jung oder alt, rollend oder humpelnd, „multimorbid“ oder sehr normal“ (Konkret). Was zählt ist den Bereich der Angst zu verlassen, der Angst vor dem Tod nicht zuletzt. Denn, wie ein Sticker, welcher an vielen Strassenecken hier zu sehen ist, sagt: „Die Angst vor dem Tod raubt uns den Mut zu leben„. Und klar wird dabei gestorben werden. Klar wird dabei auch früh gestorben werden. Aber ohne die Opferung, ohne den Tod im Leben, welcher unser heutiges Leben so oft ausmacht.

Leben, nicht blosses Überleben! Für die Zerstörung der Ökonomie! Für ein Ende mit jeglicher Einsperrung!

(1) Rebecca Maskos/Stephan Weigand – Go die! -Corona crisis shows that social Darwinist ideas are taken up by left wing politic / respektive auf deutsch, laut website: Geht sterben! Die Corona-Krise zeigt, dass auch in der Linken sozialdarwinistisches Gedankengut verbreitet ist. In Konkret 7/2020. Zitate aus dem Text habe ich aus dem Englischen rückübersetzt und mich an Wortwahl nicht allzu sehr aufgehangen, schliesslich kenne ich die exakte Wortwahl nicht…

AUS: Zündlumpen. Anarchistisches Magazin für die endlose Debatte mit (der) Linken Nr. 071 - München, 17.07.2020, KW 29

Lockdownverlockungen

Posted on 2022/10/10 - 2022/10/10 by superspreader

Virus Radio Numero 5

Gemischt von DJ Superspreader feat. Erich Mühsam und John Locke


sk… sk…

es war immer…

chrrz…

…auch Mitglied einer Kirche bleiben können. Ob man ein außerirdisches Wesen vergöttert, von dem man nichts weiß als daß andere Menschen sein Vorhandensein behaupten, oder ob man die irdischen Geheimnisse vergöttert….

Chhrrrzzz…skkkk… Unterschied… sssss… d .. chr… denn sagt Bakunin „jedesmal wenn die Männer der Wissenschaft, heraustretend aus ihrer abstrakten Welt, sich abgeben wollen mit lebendiger Tätigkeit in der wirklichen Welt, sind alle ihre Vorschläge ärmlich, lächerlich, abstrakt, fleisch- und blutlos, totgeboren, mit den Eigenschaften des Wagnerschen Homunkulus. Die Aufgabe der Wissenschaft beruht deshalb einzig darin, das Leben zu erhellen, aber nicht es zu regieren.“

Entgöttert die Wissenschaft, die im kapitalistischen Staat nichts ist als ein Werkzeug des Kapitalismus; entgöttert sie, da der Kapitalismus sie euch zu einer neuen Kirche zu ma…

Chrrrzzz…

zzizizssizissszi…

chrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr…


chrrrz…

Hallooo zusammen, Hallo. Willkommen auf Virus Radio, heute unter 131.2 Megahertz…

Da der alte Piratensender down gegangen ist, und es auch sonst nicht so richtig klappen will, mit einem neuen Sendeplatz, bauen wir uns hier selbst ein kleines minimales Studio auf, mittels dem wir zwar keine biologisch mit irgendwelchen mehr oder weniger fragwürdigen Methoden nachweisbare Viren über den Äther übertragen können – leiderleider –, aber immerhin vielleicht die eine oder andere mit dem noch viel schwerer zu neutralisierenden Virus der Subversion infizieren könnten. Und heute strahlen wir eine Sendung aus, auch wenn die ersten Aufnahmen schon etwas älter sind, ungeschnitten… Leider immer noch ohne Bill Gates, der traut sich mittlerweile nicht mehr zu uns ins Studio, und auch unsere Kontaktversuche hält er für Malware… aber vielleicht wirds ja noch was. Er befürchtet, dass wir mit Noël Godin unter einer Decke stecken könnten. Wir versuchen ihm zwar die ganze Zeit klar zu machen, dass das eine ganz unplausible Verschwörungstheorie sei, aber er will uns nicht glauben, das wir jetzt echt nicht so die Tortenwerffraktion sind… aber vielleicht steigert das doch seine Angst, dann einst doch noch mehr als nur symbolisch ravacholisiert zu werden? Naja, ganz unrecht hat er damit ja vielleicht wirklich nicht, aber bleibt dran, vielleicht wirds ja doch noch was…


So nebenbei: Die Sendung wurde offensichtlich in der Zeit des Übergangs von der omikron‘schen Propagandawelle zum Kriegsgezeter gestaltet, ist teilweise zwar veraltet, wir sind uns aber leider relativ sicher: bald wieder aktuell! Vielleicht kommt ja bald die Zeit, wo wir zwischen zwei Kotzübeln wählen dürfen: Stayathome oder Kaserne… zumindest müsste man sich Totale Mobilmachung 2.0 wohl so vorstellen, vielleicht noch versetzt mit einigen ökologischen Elementen.

Was den Krieg betrifft, so sei darauf hingewiesen, dass bereits im April 2020 eine „wühlende Leseratte“ im Artikel Die liebe Polizei, die Bombe und das Feuer festgehalten hatte: „ob 2020 nicht 1932 ist, also die Einleitung zu Weltfaschismus und Weltkrieg, das liegt auch an uns allen…“ (Zündlumpen Nr. 061) Und viel passiert ist seither ja leider nicht. Und in gewissen Thesen zum Scheitern der Linken im Allgemeinen im Juli desselben Jahres (Zündlumpen Nr. 071) sprach ein Anonymus von „Bürgerkriegs- oder lockdown-Regimes, oder vielleicht sogar dem Weltkrieg (wer lacht da?!), welche jetzt bevorstehen“, und ich will hier bekräftigen, dass wir demgegenüber nach wie vor jede „chaotische Revolte, wenn sie auch katastrophal verläuft“, für einen Lichtblick halten. Prost!

Chrrrz…

fffchhhhsssz…

Chrss…

tschschschhsh…

 

Was soll man sagen? Wie es anzunehmen war, gibts jetzt mal hie mal da eine Impfpflicht, wäre hätte das gedacht? Natürlich, waren ja alles „Verschwörungstheoretiker“. Obwohl sich ja mal wieder ganz öffentlich „verschworen“ wurde. Bill Gates meinte ja schon anfangs: 8 Milliarden impfen, oder so… aber niemand wollte annehmen, dass dazu eine Impfpflicht nötig wäre? Waren ja auch alles böswillige Unterstellungen von Schwurblern. Das gleiche mit ID2020… kommt jetzt halt etwas verspätet, aber diese Lobby scheint doch ganz erfolgreich zu sein. Niemand tut überrascht. Niemand sagt heute: „Ah, ich bin also doch falsch gelegen.“ Zumindest scheint es den Leuten schwer zu fallen.

Ach ja, und dann die Quarantäne-Camps… hier gibt es ja nach wie vor Lager hauptsächlich erst für Flüchtlinge. Aber, was man an Flüchtlingen vorexerziert, das wird auch früher oder später über euch kommen – wer das noch nicht begriffen hat, hat‘s halt nicht begriffen… Australien ist da schon weiter. Jaja, da sperrt man doch wirklich die „Aborigines“ in Lager, aber die Identitätspolitikers bleiben stille… natürlich. Vielleicht sind ja auch unter den Aborigines Coronaleugner? Und sowieso, diese Lebensform als Stamm ist doch völlig unverantwortlich! Sowieso ist alles unverantwortlich, was nicht dem neunormal zivilisierten Lebensstandard entspricht. Und diese verantwortungslose Verwahrlosung ihrer Kinder… am besten gleich mal wegnehmen.

Ich will mich hier nicht beklagen. Ich will nur aufzeigen. Die Sozialdemokraten, Progressiven und ähnliche Schweine, sie waren schon immer die Kolonialisten erster Güte, das ist nicht neu. Ihr Geheuchel, nun, man muss damit leben, solange man mit ihnen leben muss. Die – einen oder anderen – Lager werden sie mitbauen oder tolerieren, fraglich bleibt nur, wie man nicht selber durchdreht – oder zumindest auf die richtige Art. Als Subversive haben wir uns natürlich schon länger gedacht, dass wir in Zukunft mal in irgend einem Arbeitslager oder so enden könnten. Das ist nur realistisch. Aber all jene, die sich so gut es geht in den normalen Bahnen bewegt haben? Der Schock muss riesig sein, und die Abwehr der letztendlichen Resignation und Kritik all dessen, was sie bisher geglaubt haben, führt sie in wirre Ideologien etc. Allerdings nicht wirrer als die Coronaideologie. Allerdings! – das muss immer festgehalten werden, damit man nicht die neunormalen in ihren Illusionen bestätigt… Und wahrscheinlich ist die politische Klasse vieler Länder durchaus näher daran, eine konspirierende Kabale zu sein, als Corona das niedagewesene Killervirus. Ohnehin: was kümmerts uns?

Aber natürlich, zum festhalten: es ist durchaus auch ein Phänomen der deutschen Linken, welche sich an und mit Corona offenbart hat. Die deutsche Ideologie namens Marxismus hat hier sicherlich einiges dazu beigetragen, aber es könnten auch andere Faktoren im Spiel sein, wenn man dabei zuschauen muss, wie der altbekannte obrigkeitshörige deutsche Michel sich mittlerweile fast rebellischer zeigt als dessen postmoderner antifaschistischer falsche Kritiker. So ist auch die deutsche Antifa eben gerade soweit zu einer rein nationalen Sekte heruntergekommen, dass sie nicht davon gehört zu haben scheint, dass die Antifa an anderen Orten von Beginn an geradezu gegenteilige Positionen ergriffen hatte… in Griechenland etwa war es von Beginn an die Antifa, die den Lockdown mit dem Faschismus verglichen, teilweise wohl auch gleichgesetzt hat… (und natürlich auch eine Ausgangssperre eine Ausgangssperre genannt hat, nur so nebenbei…) dies sei hier gesagt, nicht um hier erneut solche Vergleiche zu behandeln, dazu in einer kommenden Sendung mehr… sondern nur, um das spezifische Elend der all(zu)deutschen Antifa festzustellen. Diese ist in ihrem Wirklichkeitsverlust scheinbar so weit fortgeschritten, dass sie einerseits anderen vorwirft, sämtliche Faschismusvergleiche seien Verharmlosungen des NS, dabei allerdings gleichzeitig eine relativ irrelevante populistische Bewegung, die für Grundrechte wie etwa Versammlungsfreiheit eintrat, Tag für Tag mit den – frühen oder späten? – Nazis verglich. So als wären die Nazis und faschistische Bewegungen für die allgemeine Versammlungsfreiheit auf die Strasse gegangen, oder hätten die gar durchgesetzt… jaja, was für Idioten.

 

Und so bildeten sich die verschiedenen Querfronten, eine von technologisch-linksoben-linientreu und eine kleinbürgerlich-demokratisch-konservativ-absteigend… und keine Seite des Konfliktes braucht uns gross zu interessieren. Dass diese ganze nationale Stimmung von Seiten der Lockdowner sich irgendwann in einem Krieg entladen würde, war irgendwie abzusehen, wenn man davon ausgeht, dass auch hier Energie nicht einfach so ins nichts verschwindet. Die Operationen der NATO 2020 wurden ja im März 2020 dann „wegen Corona“ doch etwas kleiner gehalten, und jetzt, da die „Neue Normalität“ sich langsam normalisiert, wieso nicht da weitermachen, wo man aufgehört hat? Und wieso nicht Krieg? Russland scheint da ganz gelegen zu kommen, und die Fantastilliarden dürfen nun ganz offen in die Rüstung fliessen, und die Europäer sich ganz als Europäer fühlen… „Ich kenne keine Parteien mehr, nur noch Europäer…“ – darauf wurde man die letzten zwei Jahre ja schon zur Genüge eingestimmt. Man kannte eben nur noch den Krieg gegen das Virus – und dessen Deserteure und Dolchstössler… und nun kann man ja auf der gleichen Linie weitermachen. Mobilmachung 2.0, erprobt an und mit Corona. „Jeder Schuss ein Russ…“ – es lässt sich spüren, wie die alten Parolen bald schon neu aufgetaut werden.

Doch all das geht den Superspreader erst einmal nichts an. Natürlich, es ist ihm bekannt, dass Kriege die grössten Superspreaderevents sind, aber trotzdem gefallen sie ihm nicht. Die einzige Hoffnung sieht er in einem Zusammenbruch der Fronten, in der allgemeinen Verbrüderung, Vaterlandsverrat, Meuterei und Desertion… und in dem ultimativen Superspreaderevent Namens soziale Revolution, wo sämtliche Masken fallen und die Zivilisierten zum Leben zurückfinden könnten…

Aber hier werden wir vorerst weiterhin altes Material bearbeiten, sowie neu hinzugekommenes verwerten, zu dem Wahne, der mich, den Superspreader, als Personifikation des Bösen erst hervorgebracht hat. Der Superspreader, der neue Satan, geboren mit der neu begründeten Religion… der ewige Ankläger der göttlichen oder wissenschaftlich-pandemischen Hierarchie, der gefallene Engel, gefallen aus dem Himmel des Hygienekults, in die Hölle der unhygienischen Welt des Speichels, der Körperflüssigkeiten und des Körperkontakts… und er will nicht in den Himmel, sondern alle virtuellen Reiche zerstören, um endlich dem lebendigen Leben Platz zu machen – unkontrolliert und ohne jegliche G‘s, sämtliche Grenzen auflösend und übertretend…

Und da hat nun der DJ Superspreader aus der alten Hölle der Christenheit noch einen unerwarteten Gastauftritt erhalten. John Locke, der ehemalige Liberale, der natürlich trotz seinem dictum Nihil est in intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus in der Hölle geendet ist. Dieser ketzert nun wieder erwarten auch in der neuen Hölle herum, ist er doch wieder auferstanden, und hat den Liberalismus längst aufgegeben. Die Erkenntnis, dass es legitime Regierungen zwar gebe, aber dass diese Legitimität nichts an deren unmenschlichem Wesen ändert… dazu war es ja nur ein kleiner Schritt. Gesellschaftsverträge und all der Kram, das hat sich als Schwachsinn herausgestellt, und der sogenannte ‚Naturzustand‘ schien ihm immer symphatischer zu werden. Dies wurde ihm auch dadurch vereinfacht, dass er in der Hölle natürlich keine irdischen Interessen mehr zu berücksichtigen brauchte, und seine Karriere, sein Philosophendünkel und auch sein Naturrechtsgeschwafel nicht allzu ernst genommen wurden. Und als er sah, was Anfang 2020 geschah, da bat er den Satan höchstpersönlich, einen Ausflug auf die Erde zu unternehmen… er hoffte das Ende der Zivilisation gekommen, hatte der Teufel doch tatsächlich damit angegeben, Corona sei direkt aus dem Giftschrank einer satanischen Verschwörung gekommen (der glaubt ja allzu gern die unter Christen verbreiteten Gerüchte, wenn sie ihm nur schmeicheln)… doch, als Locke die Erde besuchte, da wurde er bitter enttäuscht. Covid-19 war ja im Vergleich zur Pest höchstens ein schlechter Witz, und noch hinter der sogenannt spanischen Grippe bleibt es weit zurück. Eher sowas wie die sogenannte „Hong Kong Grippe“ von 1968… aber wen hatte das damals schon gross gekümmert? Hatte der Teufel geblufft? Waren seine Jünger im Labor Pfuscher oder hat etwa der Herrgott höchstpersönlich dann doch noch die Welt gerettet?

Locke war es nicht ganz klar, weder intuitiv noch demonstrativ liess sich das Ganze richtig erfassen. Und so wurde seiner Erkenntnistheorie ein weiterer Stoss versetzt. Er endete in der totalen Skepsis, begann zu trinken… in der Hölle hatte es ihm doch besser gepasst, als im Hygienehimmel, aber eine Rückkehr blieb ihm verschlossen… Selbstmord schwirrte lange in seinem Kopf umher, bis er begann, sich auf der Strasse zu bewegen, und sich zu den Jugendlichen Partygängern unter den Brücken, in Kellernund zerfallenen Hütten zu gesellen. Und da traf ihn die Muse, und er begann zu dichten, und fand zu einer Freude am Leben, dieihn beinahe an seine besten Zeiten im 17. Jahrhundert erinnerten.Und so verlockte es Locke dazu, seine Lockdownverlockungen zu schreiben. Er hat sie dem Superspreader dann zur Veröffentlichung in einer Sendung überlassen, und trotz dem altmodischen Touch sieht man, das John Locke gerade einen zweiten Frühling erlebt. Gewissermassen ein poetisches Werk aus der Hölle, passt Lockes Erguss bestens in unsere Sendung, auch wenn wir sonst eher andere Töne anklingen lassen.

Also höret selbst den Dichter:

Lockdownverlockungen

Von John Locke

Wenns keinen haut mehr von seinem Hocker

Wenn nicht funktioniert der neue Schocker

Komm‘n die verlotterten Verlocker

Und sehn das alles viel zu locker

 

Der Minister ganz erschrocken:

„Viele bocken

Wolln nun nicht mehr

Egal ist ihnen alles vielzusehr.

 

Die Oppositionellen wollen nur lockern

Zum Altnormal zurücklocken

Doch da gibts nichts herumzudoktern

Es ist wichtig, früh sie abzublocken“

 

„Die Doktorn

Sie wissen schon wies tut

Und werden wir noch nicht ausgebuht

So gehts weiterhin nach Vorn.“

 

So kratzt der Minister sich an seinen Locken

Und sagt ganz trocken

„Ein neuer Lockdown

muss jetzt her.“

 

***

So verlockt

der Lockdown

locker flockig

Lockerungen

aufzuheben.

 

Aber ists der andern stetig Streben

Wieder in altnormal zu leben

Wo noch Recht des Bürgers zählt

Und sich nur der Verbrecher quält

 

Steigt auch der Hass von neunormal gegen alt

Und kommts auch unter ihnen vielleicht bald zu Gewalt

So sind sie beide doch vereint

Gegen den subversiven Feind

 

Denn der sagt sich:

„Statt dass ich hier zu hause hock‘

Und auf pornhub betracht ‘nen Riesencock

Hab ich ganz einfach keinen Bock

Auf dieses ganze downgelock

 

Und erst recht auf keinen Politikerschmock

Auch das ganz normale Alte

Mit bürgerlich schön getrennt Gewalte

Zieh ich dem gegenwärtigen Gleichgeschalte

Nicht so richtig vor

 

Feier ich jenseits der Gesetze

Geht sie los – rechtslinke Hetze

Mach ich sogar noch Krawall

Rufen alle „Zurück in deinen Stall“

 

„Superspreader!“ schimpfen mich die Linken

Und auf der andern Seite winken

Sie mit ihrem Grundgesetze:

„Vergreift euch nicht am Eigentum,

Demonstriert mit uns fürs Bürgertum

Damit keiner den Rechtsstaat verletze…“

 

Ob von links, rechts oder gar der Basis

Politik ist mir nur ein riesen Anschiss

Geschissen mir mitten aufs Gesicht

Denn Freiheit gibt sie mir allemal nicht

 

Lechts und rinks, wer kanns velwechsern?

Ganz egal, denns bringt nichts sie auszuwechseln

Denn solange da Regierung ist

Handelt‘s sich immer nur um neue List

Darum, mich erneut zu fesseln…

 

Ich lass es mir nicht mehr bieten mich downzulocken

Will lieber mein leben rocken

Euch solls nur schocken

Denn ich werd von nun an gegen euch alle bocken!

 

Ja! Viel lockerer noch als jene nun

Die nur Massnahmen lockern tun

Wäre es doch –

Wenn man sprengte in den Käfig ein Loch!

 

Denn dann könnte niemand mehr Maasse nehmen

Da die Steine nicht mehr aufeinander stehn

Nichts wär dann mehr verbunden

Und man wäre gänzlich ungebunden!“

 

„So locker nun auch wieder nicht“

Unterbricht

der,

der von sich behauptet, er denke quer.

„Denn ohne Ordnung, ohne Maass

Wo käme man da an?

Wo wär da die grade Strass‘

An der man sich orientieren kann?“

 

„Wieso so verspannt

Wieso so entbrannt

Und geängstigt vor der letzten Lockerung?

Du hast dich verrannt

Das Wesen verkannt

Der staatlichen Lebensstockung!

 

Denn was du bekämpfst

War doch schon gedämpft

Enthalten in altnormaler Logik

Lockdown und so

Hier wie anderswo

Ein Produkt staatlicher Pädagogik!

 

Der Staat

Mitsamt Polizeiapparat

Er ist und bleibt ja der Gleiche

Und eine Freiheit, die vollständig ist

Geht notwendigerweise über seine Leiche

 

Die Panzerung

Des Bürgers nun

Sie muss auch in dir zerbrechen

Wenn du vor der letzten Lockerung

Nicht zurückschreckst in deinem Tun

Aufgrund deiner Gebrechen

 

Deinem Klammern an

Kapital, Nation

An Verklärtes, Althergebrachtes

Man sieht doch dein Erstarren schon

Wenn du dich selbst so entmachtest

 

Wenn Bestand soll haben

Wirtschaft und Staat

Eigentum und Ordnung

Geschützt soll tagen

Die Lebensart

Der endlosen Warenhortung

 

Wenn weiterhin soll Kaufen

Und Verkaufen sein

Und Arbeit Leben bestimmen

Wenn Technik soll der Ausfluss sein

Wird Leben nur zerrinnen

Vertrocknen und verdorren Natur

Wie ein gerodeter Wald

Wird Armut wiederkehren nur

In veränderter Gestalt

 

Willst du aber leben voll

Und lockern jede Fessel

Dann greif nicht aufs Geratewohl

In die nächste Brennessel

Dann sei nicht dumm

Und mach dich selber locker

Scheiss auf Staat und Eigentum

Stürz die Herrscher von ihrem Hocker

 

Nicht um danach selbst Platz zu nehmen

Selbst das nächste Arschloch zu werden

Denn das würde die Freiheit doch nur lähmen

Die Tyrannei würd daran nicht sterben

 

Nein, zerschlag den Hocker danach in Stücke

Hinterlass eine Lücke

In der Geschichte der Schweinerei.

Denn, ganz ohne jedwede Krücke,

Kann sich in dieser Lücke

Vielleicht Leben entwickeln ganz frei!“

 

So spricht er nun, der Feind subversiv

Man hält ihn oft für ganz primitiv

Und doch wird man sein nagen nicht los

Man glaubt ihn zu bannen

Man glaubt ihn von dannen

Und doch setzt er an zum nächsten Stoss

Was man einst mühsam zusammengeklebt

Von dem muss man nun fürchten, dass es zusammenbricht

Wie wild in jede Richtung

So ist man sehr hartnäckig bestrebt

Für jeden Riss, jeden Spalt in des Dammes Schicht

Zu finden eine Dichtung

Eine solche ist der Lockdown nun

Andern aber das Lockern

Was nun auch immer die beiden tun

Bei keinem sollt‘ man mehr andockern

Denn retten wolln sie beide nur

Ein Gehen über Leichen

Und Freiheit, ohne Abstrich, pur

Kann man so nicht erreichen!

 

Soooo… das wärs nun mit dem Gedichte…

Locke ist natürlich nicht über Nacht zum neuen Erich Mühsam geworden, und es hapert noch an den ein oder anderen Stellen… aber man sieht daran, dass es auch Liberalen möglich sein kann, noch zur Anarchie zu finden, man könnte sagen: es ist nie zu spät… selbst für Linke nicht.

Vielleicht catchen wir sie ja mit Kultur und Poesie, wie wir sie heute gebracht haben? Jetzt, da selbst ARTE sich in die Hose pisst der Schwurbelei bezichtigt zu werden, nachdem man zuvor noch die Schweinegrippe ungehemmt geleugnet hatte… ist es vielleicht nur die Angst, kein anständiges Feuilleton und Kulturgedüns mehr zu haben, dass viele noch in der Linken hält… aber keine Angst, wir werden nicht versuchen allzu kultiviert zu sein. Das Unbehagen in der Kultur, wann nimmt es endlich überhand? Oder werden alle schön dem Todestriebe in den finalen Atomkrieg folgen? Wenn weiterhin die Vielzuvielen der Wissenschaft in den Abgrund folgen, dann sollte man wohl nichts darauf geben, in ihrer Sprache zu sprechen, und sich davor, als ‚Schwurbler‘ zu gelten, nicht allzu sehr fürchten. Natürlich, der eine oder die andere mag sich die Mühe machen, sich irgendwie in deren Sprache auszudrücken, sich in das Netz der ‚Argumente‘ der Propaganda einzulassen, und sogar darin erfolgreich sein, sich in den Statistiken, Expertenaussagen und Papers nicht zu verfangen, sondern eine Kritik zu formulieren, die die Wissenschaft mit ihren eigenen Mitteln übertrifft… aber selbst die niveauvollsten werden den allermeisten noch als Schwurbler gelten… denn als ‚Unsinn reden‘, als unklar, verworren, unnötig kompliziert, pseudowissenschaftlich, etc. wird den Coronalisten wohl immer alles gelten, was nicht in binärer monokausaler Propagandalogik unterkomplex jeden Sachverhalt schön konform aufbereitet…

Es soll uns also nicht wundern, als Schwurbler zu gelten, ja. Selbst ein noch relativ gemässigter Erich Mühsam würde heute wohl als ein solcher gelten, wenn er sagte: „Vertraut der Wissenschaft nur, wo ihr selber prüfen könnt. Glaubt, was ihr wißt, aber bildet euch nicht ein zu wissen, was andere euch glauben machen!“ und: „Die ärztliche Wissenschaft mitsamt der ganzen Naturwissenschaft in allen Ehren. Aber glaubt nicht blindlings allem, was euch die Aerzte und die Studierten mit der Anpreisung vorsetzen, dies sei Wissenschaft. Seht euch gefälligst immer auch den Zweck an, dem die Wissenschaft unterstellt wird.“

Aber wir gehen natürlich eigentlich noch weiter als jene, die versuchen, die Sprache der Wissenschaft zu sprechen, und dabei – zumindest für den Mainstream der Gleichgeschalteten – ein lächerliches Bild abgeben. Uns scheinen sie nicht aufgrund ihres etwaigen Dilettantismus lächerlich, sondern vielmehr aufgrund ihres Ringens um Anerkennung in einem Zirkus, in dem viele von ihnen vor kurzem noch selber mitgespielt haben. Und deshalb scheint uns die Leugnung dieses oder jenes Dogmas, der Beweis dieser oder jener Widersprüche in der Argumentation offizieller Wissenschaft doch nur ein langweiliges Flickwerk, bei dem der so schusternde doch nur seine Bindung an ihre Werte beweist.

Und deshalb lassen wir das Schwurbeln hinter uns, das doch nur ein Verhängnis in den Argumenten der Zivilisierten ist! Lasst uns weiter gehen, egal ob die Zivilisierten unsere Worte für ein Stammeln halten oder nicht, lasst uns eine eigene Sprache erfinden, lasst uns barbarisch sein! Denn nur so kommen wir aus dieser Sackgasse heraus, aus einem Denken, das hinter der Ideologie der Wissenschaft die Realität erwartet, anstatt die Wissenschaft endlich an der barbarischen Revolte der Ausgeschlossenen zerschellen zu lassen, an der Realität eines Lebens, welches die Wissenschaft wie jede Ideologie und Religion eben immer nur segmentiert, sequenziert, eingeordnet, verdrängt und unterdrückt hat. Eine Realität, die es allerdings erst noch zu schaffen gilt, also los ans Werk!

***

Wir werden wieder auf Sendung sein, das nächste Mal wohl mit einer Sammlung systematischer Vergleiche und Verharmlosungen. Also seid gespannt, denn wir werden uns nach Lockes Dichtereien wieder anderer Formen bedienen, die Messer der schneidenden Kritik gegen Linke, Rechte und Mittige wetzen – und nicht nur… Doch, bei John Lockes verlockenden Locken, für heute ist es genug!

Chrrazuioa…

chrrrzss… er höchste Nutzen dieses Privilegs erwächst den Reichen daraus, daß die Armen die Wissenschaft als Gottheit verehren. Denn wer noch eine Gottheit gelten läßt, gegen den kann schließlich jede Gottheit siegen. Wer der Autorität einer von ihm selbst nicht überprüften Wissenschaft die geringste Herrschaft über sich einräumt, der hätte gut und gern auch Mitglied einer Kirche bleiben können. Ob man ein außerirdisches…

chhhrrrz…

ooorrlll… skal…rr.. R… sssszp.

 

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